Jetzt, da die Traubenernte mal wieder eingefahren und ausgepresst ist, möchte ich angesichts der dräuenden Winterabende ein für allemal wissen: Welcher Wein passt eigentlich zu mir als Gewerkschafter? Vielleicht ist es ja der Fiesling, der mal den Süßen und dann doch wieder den Sauren rauskehrt. Oder der Edeltrickser, die französische Cuvée aus zeremonieller Machtfülle und eher schwachem Abgang. Natürlich habe ich mir - nach getaner Arbeit - auch stets einen Kärrner verdient. Immerhin besser, als scheu die Rebe meiner Wahl zu verleugnen. Oder zwingt mich mein Status als Kollege am Ende dazu, mich einem Roten hinzugeben? Aber bitte, bitte nicht dem Schmollinger - der ist doch nur rosa und fast immer beleidigt! Statt dessen wünsche ich mir einen, der die Spätburgen der Zunge - meine hochverehrten Papillen - eher sanft umschmeichelt. Der Schwarzmiesling schafft das ja niemals - und die Lemberge erklimme ich sowieso nur mit den allerbesten Freunden.