Tiefe Einschnitte stehen der Belegschaft der Barmer GEK bevor - aber auch einem Teil der Versicherten. Die zweitgrößte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands will bis 2018 die Zahl ihrer Geschäftsstellen halbieren und 3 500 von 16 900 Stellen streichen, ein Sparpotenzial von jährlich bis zu 300 Millionen Euro. ver.di verhandelt mit der Kasse über einen Sozialtarifvertrag, der Kündigungen ausschließen und Versetzungen abfedern soll. Immerhin bringt die Umstrukturierung einigen Mitgliedern auch Vorteile. So baut die Barmer den Telefon- und Onlineservice aus, richtet mobile Geschäftsstellen ein und stockt das Personal in jenen Filialen auf, die nicht geschlossen werden. Doch insgesamt werde der Service schlechter, sagt ver.di-Sekretär Stefan Thyroke. Den älteren Mitgliedern ohne Internet sei mit Online-Geschäftsstellen nicht gedient.

Nur eine "Service-Offensive"?

In ihrem Mitgliedermagazin verschleiert die Barmer die geplanten Einschnitte. In einem Artikel stellt sie das Sparprogramm als "Service-Offensive" und Reaktion auf Kundenwünsche dar. Den Personalabbau und die Schließung von 400 der 800 Geschäftsstellen verschweigt sie. Stattdessen behauptet sie, sie stärke die Beratung in ihren Geschäftsstellen vor Ort. Und: "Rund 400 große Geschäftsstellen mit deutlich mehr Mitarbeitern und einheitlich langen Öffnungszeiten, zentral gelegen und schnell erreichbar, geben künftig Raum für intensive und persönliche Beratungsgespräche. Ein Service-Level, wie er derzeit nur an 80 Standorten garantiert werden kann!" Das klingt nach Ausbau, nicht nach Streichung des halben Filialnetzes. Nur wer auch das Editorial des Vorstandschefs Christoph Straub liest, ahnt vielleicht, dass Kürzungen drohen. Zwar schwärmt auch er von besserer Beratung, doch er macht Andeutungen zum Filialnetz: "Wir werden uns zukünftig auf größere Geschäftsstellen konzentrieren." Warum sagt die Barmer ihren 8,7 Millionen Mitgliedern nicht die volle Wahrheit? "Wir verschweigen ... gar nichts, wir sagen stets die volle Wahrheit", antwortet die Pressestelle per Mail. Insgesamt sei die Umstrukturierung eine Serviceverbesserung. Über die Kürzungen habe die Kasse im Februar die Presse unterrichtet, im nächsten Magazin würden die Versicherten noch einmal ausführlich informiert. Auch über die 400 Schließungen? Die Nachfrage blieb unbeantwortet.

E. Stengel