Stefan Heimlich

ver.di PUBLIK – Was unterscheidet den ACE Auto Club Europa von anderen Automobilclubs?

Stefan Heimlich – Wir sind eine Selbsthilfeorganisation. Unsere Mitglieder haben ungeteilten Anspruch auf Hilfe in der Not. Wir spekulieren nicht auf Geschäfte, wenn wir kostendeckend arbeiten, ist es gut.

ver.di PUBLIK – Inwieweit ist der gewerkschaftliche Ursprung heute noch zu spüren?

Heimlich – Uns geht es darum, dass Mobilität für alle Schichten der Gesellschaft erschwinglich bleibt und sicherer wird. Verkehrspolitisch aufgeweckt und streitbar agieren und dabei Bodenhaftung behalten, das wollen wir. Unser Club ist ganz nah dran an der Arbeitnehmerschaft. Das sehen wir auch daran, wer ehrenamtlich bei uns mitmacht.

ver.di PUBLIK – Der ADAC ist ins Gerede gekommen wegen fehlender Transparenz und Manipulationen bei Tests. Ist der ACE frei davon?

Heimlich – Unser Vorstand ist einer demokratisch legitimierten lückenlosen Kontrolle unterworfen. Unsere Satzung untersagt Geschäfte mit Mitgliedern des Aufsichtsrates. Wir sind kein auf Kommerz ausgerichteter Vereinskonzern. Und wir wollen es auch nicht sein.

ver.di PUBLIK – Profitiert der ACE von der Krise des ADAC?

Heimlich – Der ACE hatte dank eines hervorragenden Preis-Leistungsverhältnisses schon zuvor eine gute Entwicklung. Jetzt hat es einen zusätzlichen Schub gegeben. Wir haben in den ersten vier Monaten dieses Jahres 13 865 Mitglieder dazugewonnen. Das sind 16,5 Prozent mehr neue Mitglieder als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

ver.di PUBLIK – Wie nah steht der ACE der Automobilindustrie?

Heimlich – Wir formulieren verbraucherpolitische Erwartungen an die Produkte. Und wir pflegen den sachlichen Dialog. Das setzt Unabhängigkeit voraus.

ver.di PUBLIK – Wie nah steht der ACE der Politik?

Heimlich – Wir stehen den politischen Akteuren in Berlin und Brüssel ebenso nah oder fern, wie ver.di den Abstand der Gewerkschaft zu den Arbeitgebern beschreiben würde. Mal gibt es Gemeinsamkeiten, mal gibt es Dissonanzen. Wir fordern mehr Mittel für die Sanierung der maroden Infrastruktur. Wenn etwa Brücken wegen Baufälligkeit gesperrt werden, beeinträchtigt das letztlich auch den Berufsverkehr. Wer Verkehrswege überdurchschnittlich stark in Anspruch nimmt, muss sich auch überdurchschnittlich stark an den Wiederherstellungskosten beteiligen. Deshalb bin ich für eine Erweiterung der Lkw-Maut. Von der Pkw-Ausländermaut hingegen halte ich nichts.

ver.di PUBLIK – Du bist seit Mitte März Vorsitzender des ACE. Wo liegen deine Prioritäten?

Heimlich – Das Erste, worauf es mir ankommt, ist, unsere Pannen- und Unfallhilfe auf hohem Niveau sicherzustellen. Servicequalität steht ganz oben an. Zweitens müssen wir die Folgen der Vernetzung im Verkehr, den demografischen Wandel und die Erfordernisse nachhaltiger Mobilität noch stärker als bisher in den Blick nehmen.

Mobilität ist - nüchtern betrachtet- übrigens eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür, überhaupt Grundrechte in Anspruch nehmen zu können. Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ohne Mobilität ist nicht möglich.

Der ACE Auto Club Europa wurde 1965 von den DGB-Gewerkschaften gegründet. Seit 1995 ist die Mitgliedschaft im ACE nicht mehr an eine Gewerkschaftszugehörigkeit geknüpft. ver.di-Mitglieder, die in den ACE eintreten, zahlen derzeit mit dem Angebot "Aver.diCE" in den ersten beiden Jahren nur einen Jahresbeitrag.

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