José Paca

von Birgit Tragsdorf

Große Zeremonie im Schloss Bellevue. Bundespräsident Joachim Gauck verleiht das Bundesverdienstkreuz. Eine der 25 hohen Auszeichnungen geht an den Erfurter Bürger José Paca. "Oh, ich hatte eine Gänsehaut und war innerlich bewegt", berichtet der Kollege. "Die Anerkennung und die Bewunderung des Bundespräsidenten, aber vor allem die Ermunterung, weiterzumachen - das wird mich motivieren." Diesen 10. Juli 2014 wird der gebürtige Angolaner nicht vergessen, die Würdigung seines Einsatzes gegen Ungerechtigkeit und Benachteiligung und seines Eintretens für die politische Teilhabe aller Menschen, die in Deutschland leben. Als José Paca diese Eindrücke beschreibt, hat er einen weiteren Grund, so richtig zufrieden zu sein: Soeben ist er von seinen Kolleginnen und Kollegen bei der Thüringer Allgemeinen mit 106 Stimmen von 140 in den Betriebsrat gewählt worden.

José Paca wurde 1961 in Angola geboren. Als junger Mann hatte er sich in seinem von Bürgerkriegen erschütterten Heimatland als Staatsangestellter für die Verständigung und ein Zusammenleben der verschiedenen Völker einsetzen wollen. Eine Einladung in die damalige DDR nahm er 1989 an, um sich dort mit Fragen der Politik, Bildung, Ökonomie und der Sozialsysteme zu beschäftigen. Er kam nach Erfurt, und er blieb. Hier erlebte er die Wende, und plötzlich fühlte er sich nicht mehr als Gast, erfuhr Anfeindungen, den täglichen Rassismus.

Ein unbedingtes Gerechtigkeitsgefühl

"Das war die schwierigste Phase meines Lebens. Als Mensch akzeptiert zu werden, das ist mein zentrales Thema, dafür setze ich mich ein. Und plötzlich war ich für Menschen um mich herum ein Feind." Ein Zurück nach Angola war für ihn nicht mehr möglich, also kämpfte er für sich und die anderen, die Hilfe brauchten. José Paca suchte Verbündete, hatte das Glück, gute Freunde zu finden, und begann Begegnungen von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft zu organisieren, Zusammentreffen bei Sport und Kultur, und er hielt Vorträge in Schulen und Vereinen.

Als der Erfurter Stadtrat 1992 beschloss, eine Vertretung für Ausländer zu schaffen, war José Paca dabei. Seit über 20 Jahren ist er nun Vorsitzender dieses Beirats. Dazu kam sein ehrenamtliches Mitwirken im Thüringer Ausländerrat und auf Bundesebene. Die dritte Legislaturperiode arbeitet er als einer von zwei ostdeutschen Kollegen im Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) mit. "Ich werde nie aufhören, gegen Ungerechtigkeit anzugehen. Das ist einfach ein Bestandteil von mir", sagt Paca. Er hat seinen eigenen Blick auf die täglichen Flüchtlingsdramen an den europäischen Grenzen. Die meist jungen Leute in ihrer persönlichen Ausweglosigkeit sollten hierzulande eine Chance bekommen, sollten lernen und einen Beruf ergreifen können, wünscht sich José Paca.

Seit 1991 arbeitet der Kollege nun schon als Versandmitarbeiter bei der Thüringer Zeitungsgruppe in Erfurt. Seinen Studienwunsch hat er aufgeben müssen, Geld zu verdienen hatte Vorrang. Er arbeitete sich in seinen neuen Beruf ein, lernte - und mischte sich ein. Seine Kolleginnen und Kollegen erkannten sein Engagement, sein Wissen und hielten ihn für geeignet, im Betriebsrat ihre Interessen zu vertreten. Und wählten ihn. Eine gerechte Entlohnung aller arbeitenden Menschen liegt ihm am Herzen, dafür kämpft er. Auch die Gleichbehandlung unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlicher Herkunft ist sein Anliegen.

ver.di-Kollege und Betriebsrat

José Paca ist anerkannt als kompetenter Kollege, und doch erfährt auch er im Betrieb noch immer die eine oder andere Anfeindung, meist versteckt. Aber er wehrt sich und er gibt nicht auf. Im ver.di-Bezirk ist er aktiv, er ist Erfurter, mit seiner Stadt und den Menschen hier fühlt er sich verbunden, seine Kinder wachsen hier auf. Was die Unterstützung der politischen Parteien betrifft, gerade hier im Osten, da sieht Paca noch Reserven, erklärt er. Und dann packt er seine Sachen zusammen und geht Fußball spielen. Das ist sein Hobby, sein Ausgleich.

Die ver.di-Kolleginnen und -Kollegen des Landesbezirks gratulieren José Paca zum Bundesverdienstkreuz und sind stolz auf ihren Erfurter Mitstreiter.