Derzeit sind fast 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Über eine Million Flüchtlinge werden bis Ende 2015 in Deutschland erwartet, darunter viele unbegleitete und begleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie sind oft durch monatelange Flucht, Krieg und Vertreibung schwer traumatisiert. Einige haben ihre Eltern und Geschwister, ihre Tanten und Cousins auf der Flucht verloren. Bislang ist kaum erforscht, wie junge Flüchtlinge ihre Lebenssituation wahrnehmen, nachdem sie in Deutschland angekommen sind.

Im Oktober 2015 ist im Deutschen Jugendinstitut ein Projekt gestartet, in dem rund 100 unbegleitete und begleitete minderjährige Flüchtlinge zu ihren Erfahrungen befragt werden. Ziel ist es, mehr Wissen über die Lebenslage junger Flüchtlinge aus deren eigener Perspektive zu erhalten, um mittelfristig das bestehende Hilfs- und Aufnahmesystem zu verbessern. Im Jahr 2014 wurden über 11.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe in Obhut genommen. Die meisten von ihnen stammten aus Afghanistan, Eritrea, Somalia, Syrien und dem Irak. Nach Schätzungen von UNICEF sind etwa ein Drittel aller nach Deutschland einreisenden Flüchtlinge Kinder. Aber es gibt keine soliden Daten darüber, wie jugendliche Flüchtlinge ihre Lebenssituation nach der Flucht in einem fremden Land erleben und bewerten und ob bestehende Hilfsangebote für ihre Lage angemessen sind.

Für die Studie sollen deshalb die ausgewählten 100 begleiteten und unbegleiteten Flüchtlinge mit Fragebögen - eine Gruppe unmittelbar nach ihrer Ankunft und eine weitere ein halbes Jahr später - befragt werden. Die Befragung der Jugendlichen in vier verschiedenen Unterbringungsformen wie Inobhutnahme, stationäre Jugendhilfeeinrichtung, Erstauf- nahmeeinrichtung und Gemeinschaftsunterkunft soll im ersten Halbjahr 2016 erfolgen. Im zweiten Halbjahr 2016 sollen dann belastbare Daten vorliegen. Das Projekt soll kurzfristig entscheidende Impulse für Fachpraxis und Politik liefern.

Mehr Infos: www.dji.de/minderjaehrige-fluechtlinge