Im Frühjahr 2016 geht's wieder los. Wir werden wieder auf der Straße unsere Schnitte machen müssen. Und die Arbeitgeber werden uns wieder als dreist und unerhört beschimpfen. Und das nur, weil wir eine gute Ausbildung und danach unbefristete Perspektiven wollen. Und weil wir uns nicht mit Brotkrümeln abspeisen lassen.

Wir sind über 113.000 junge Mitglieder, aber hinter uns stehen rund zwei Millionen ver.dianer/innen. Auf dem ver.di- Bundeskongress im September in Leipzig haben die Delegierten aus allen Fachbereichen beschlossen, die Jugend künftig in den Fokus zu nehmen. Schließlich sind wir nicht nur die Zukunft der Betriebe und Dienststellen, sondern auch dieser Gewerkschaft. Vor allem in Tarifrunden werden wir uns daher stärker als bisher bemerkbar machen. Über alle Branchengrenzen hinweg.

Im Januar läuft der Tarifvertrag bei der Telekom aus, im Februar im öffentlichen Dienst bei den Städten, Gemeinden und dem Bund, im März geht es dann weiter mit der Druckindustrie und im April folgt das Bankgewerbe. Über drei Millionen Beschäftigte haben es in der Hand, sich zu beteiligen und einzubringen. Von den Experten der Stadtreinigung bis zu Verwaltungsangestellten, von Feuerwehrleuten bis zu Pflegefachkräften, von Auszubildenden bis zu jungen Betriebsräten werden wir 2016 zu einer starken Bewegung wachsen. Einer Tarifbewegung, die sich nicht mehr einschüchtern lässt, sondern die unbequem wird. Unbequem für alle Arbeitgeber, die meinen, uns mit ein paar einfachen Drohungen ruhig stellen zu können.

Wir nehmen das selbst in die Hand

Die Samen der Bewegung haben wir bereits gesät. Seit Anfang Oktober haben sich in ganz Deutschland ver.di-Jugendliche getroffen. Von Dresden bis Köln, von München bis Hamburg haben wir überlegt, was wir konkret fordern wollen. Das bestimmen nicht irgendwelche Funktionäre, sondern wir alle gemeinsam. Die Probleme, mit denen wir in unserem Ausbildungs- und Arbeitsalltag zu kämpfen haben, sehen im Klinikum natürlich ganz anders aus als bei der Agentur für Arbeit oder dem Grünflächenamt. Bei Versammlungen, Workshops oder mittags in der Kantine reden wir darüber, was so nicht mehr weitergeht und sich ändern muss.

Auf unserem Kampagnenblog unter besser-unbequem.de bündeln wir alles. Aktionsfotos und Berichte haben hier ebenso ihren Platz wie Anleitungen, selber aktiv zu werden. Das kann schon damit beginnen, den Blog oder einzelne Posts auf der Plattform Tumblr zu teilen oder auch eigene Aktionsfotos zu erstellen und auf Facebook, Instagram oder Twitter zu posten. Unter dem Hashtag #besserunbequem finden sich schon jetzt hunderte Fotos und Beiträge.

Korbinian Mayr aus Bayern kommentierte sein Aktionsfoto zum Beispiel auf Facebook mit den Worten: "Liebe Arbeitgeber_innen! Es ist nicht unerhört, wenn Azubis mehr Urlaub und bessere Vergütung haben wollen. Es ist nicht unerhört, wenn sie in erster Linie etwas lernen wollen. Aber es ist unerhört, wenn ihr behauptet, dass das unerhört sei!" So kann jede und jeder im eigenen Umfeld Diskussionen anstoßen. Wichtig ist es, noch in diesem Jahr so viele wie möglich zu beteiligen. Je mehr Azubis und junge Beschäftigte mitreden, desto mehr stehen während der Verhandlungen auch hinter den Forderungen und desto mehr können wir gemeinsam rausholen.

Vor dem Jahreswechsel wollen wir noch einmal gezielt auf die jungen Leute in den Betrieben und Dienststellen zugehen. Dafür haben wir Aktionskarten vorbereitet, die wir bei der Betriebsfeier, vor der Kantine oder am Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt verteilen werden.

Und dann werden wir so richtig unbequem

Im neuen Jahr werden wir uns dann auf konkrete Forderungen einigen. Und mit denen gehen wir als ver.di in die Verhandlungen. Dann wird es erst so richtig unbequem für die Arbeitgeber. Denn eines ist bei dieser Tarifbewegung so sicher wie die Höhe von 368 Metern des Berliner Fernsehturms: Die Ideen werden uns so lange nicht ausgehen, bis wir eine richtige Schnitte gemacht haben.