Ausgabe 02/2016
Nach Dienstschluss
Statistin Lisa in "May Fair Lady", Komische Oper Berlin; Statist Ceylan, ein persischer Windhund, in "Semele", Aalto Opernhaus Essen; Statistin Anneliese in "Marigold", Schauspielhaus Bochum
Irgendwann ist es soweit: Der viele Jahre berufstätig Gewesene verabschiedet sich, geht in den Ruhestand oder Vorruhestand, in die Rente. Der Schreibtisch wird aufgeräumt, der Kittel an den Haken gehängt, der Bus ein letztes Mal auf dem Betriebshof abgestellt. Dieser Tag wird von vielen sehnsüchtig erwartet. So hat der Redakteur Hans S. den neuen Lebensabschnitt genau geplant. Er will endlich Gitarre spielen lernen, ein langgehegter Wunsch, für den bisher nie Zeit blieb. Er wird sich ehrenamtlich mehr engagieren, das steht fest. Auch die Familie rechnet mit ihm.
Doch nicht alle Beschäftigten haben ihre Vorhaben für die Zeit nach dem Berufsleben so genau geplant. Mancher fürchtet, in ein schwarzes Loch zu fallen, wenn die täglichen Pflichten und die Struktur des Alltags wegfallen, andere wissen einfach noch nicht genau, was sie unternehmen könnten. Aktiv wollen sie sein, das ist klar, gehen doch heute viele gesundheitlich fit in den Ruhestand - und haben dann noch viele Jahre Lebenszeit vor sich.
Für all jene, die für diese Zeit noch Anregungen, Tipps und konkrete Hilfe suchen, die Vorschläge brauchen, wie sie die kommenden Jahre glücklich verbringen könnten, ist Dagmar Giersbergs Buch Und dann? 101 Ideen für den Ruhestand gedacht. Vielleicht kann man gar nicht früh genug damit beginnen, Pläne für die Jahre nach dem Berufsleben zu schmieden.
Von wegen Albtraum
Giersbergs Ausgangspunkt ist ihre Beobachtung: "Überall wimmelt es von aktiven älteren Menschen. Sie haben ihr Leben nach Eintritt in die Rente neu geordnet. Und sie alle haben viele Ideen." Diese Ideen zu sammeln und weiterzugeben, darum geht es der Autorin. Alter ist "kreativ, dynamisch und innovativ", so ihr Credo. Die große Freiheit müsse nicht zum Albtraum werden. Mehrere Interviews mit erfahrenen Leuten, so mit dem früheren Bremer Bürgermeister Henning Scherf und Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, belegen das eindrücklich.
Praktische Hilfen
Der Anfang des Buches widmet sich jedoch zunächst der Situation, dass Menschen im Ruhestand zur Rente noch etwas hinzuverdienen müssen und/oder wollen. In einem Buch wie diesem wäre es auch naiv, nur von Hobbys zu reden und dieses Problem zu verschweigen. Rechtliche und finanzielle Fragen dazu werden aufgenommen, es gibt Tipps zur Jobsuche. Auch wie es beim Ehrenamt mit möglichen juristischen Problemen, mit dem Versicherungsschutz, der Ehrenamtspauschale und anderen finanziellen Anreizen aussieht, wird erklärt.
Es folgt die schlichte Frage, die jede/r sich stellen kann: Was will ich machen? Dagmar Giersberg bietet Fragebögen an, die dabei helfen können, das Richtige zu finden, ob es um Natur und Umwelt gehen soll, um Handwerkliches oder um Sprachen, um das Zusammensein mit Alten oder Kindern ... Die Möglichkeiten sind vielfältig, das Buch gibt Tipps, an wen man sich mit ersten Vorstellungen wenden kann, um beraten zu werden.
Und dann kommen sie, die 101 Ideen zum "Nachahmen und Weiterdenken". Drei Doppelseiten mit Stichworten ("Ideentableaus") geben einen guten Überblick und schlagen schon konkrete Tätigkeitsfelder vor. Die Stärke des Buches liegt darin, dass es so viele und verblüffend verschiedene Beispiele vorstellt, aber auch sagt, welche Interessen und Stärken man für diesen oder jenen Bereich mitbringen sollte, worauf man sich einlässt. Egal, ob man sich für den Bücherbus entscheidet oder für die Unterstützung von Erwerbslosen bei der Jobsuche. Viele der vorgestellten Ideen machen neugierig - und tatendurstig. Ansprechpartner/innnen, Adressen, Telefonnummern und viele Links sind immer dabei. Wer Lust hat, kann sofort Kontakte knüpfen.
Dagmar Giersberg: Und dann? 101 Ideen für den Ruhestand, 3. aktualisierte Auflage, wbv, 184 Seiten. wbv.de
Wir verlosen 5 Exemplare: Email an: reaktion@verdi.de, Postanschrift: 10112 Berlin. Stichwort 101 Ideen.