Fair gehandelt? Der Slogan aus der Bio-Branche ist fraglich, wenn es um die Rechte der Beschäftigten geht. Bei den Bio-Supermarkt-Ketten sind Betriebsräte die Ausnahme. Häufig sind Beschäftigte, die sich dafür einsetzen, Anfeindungen ausgesetzt, Tarifverträge gelten auch nicht. Aktuell steht Alnatura im Fokus. Bisher gibt es bei der Bio-Supermarktkette bundesweit einen Betriebsrat. Beschäftigte wollen in Bremen auch einen wählen, der Arbeitgeber wehrt sich dagegen.

Kai Wargalla arbeitete bis Ende Juni in der Alnatura-Filiale an der Bremer Faulenstraße. Sie engagierte sich für die Wahl eines Betriebsrats. Nachdem der Arbeitgeber einen Wahlvorstand verhindert hatte, setzte sie gemeinsam mit Kolleg/innen und der Unterstützung von ver.di ihr Recht vor dem Arbeitsgericht durch. Das Arbeitsgericht setzte einen Wahlvorstand ein, der aus drei Personen und zwei Stellvertretern bestand. Eine davon hat jetzt gekündigt, eine zweite nach intensiven Gesprächen mit den Vorgesetzten entschieden, dass sie sich nicht mehr aktiv an der Wahl beteiligen wird, und Kai Wargalla wurde der befristete Arbeitsvertrag nicht verlängert. "Seit Ende Juni bin ich arbeitslos", sagt sie. Außerdem hat Alnatura Beschwerde vor dem Landesarbeitsgericht gegen den Wahlvorstand eingelegt, über die noch entschieden werden muss.

Entscheidung vor Gericht

Um die Wahl doch noch durchführen zu können, haben sich zwei Beschäftigte bereit erklärt, ebenfalls in den Wahlvorstand zu gehen und das Verfahren vor dem Landesarbeitsgericht weiterzuführen. "Das Gericht wird entscheiden, ob der Wahlvorstand die Wahl einleiten kann," sagt Sandra Schmidt von ver.di. Der nächste Termin ist im November. Findet die Wahl statt, besteht der Betriebsrat nur aus einer Person und Stellvertretern. Angesichts der Stimmung, die vom Arbeitgeber gegen das Gremium gemacht wird, keine einfache Aufgabe.

Wie groß ein Betriebsrat ist, hängt von der Zahl der Beschäftigten ab. Bei fünf bis 20 Wahlberechtigten wird ein Ein-Personen-Betriebsrat gewählt, bei 21 bis 50 Wahlberechtigten hat er drei Mitglieder. Die Alnatura-Filiale hatte 22 Wahlberechtigte. Nach ver.di-Informationen sollen es jetzt nur noch 17 sein, denn eine Auszubildende wurde nicht übernommen, zwei Azubis wurden in andere Filialen versetzt. Nachbesetzt werden die Stellen offenbar nicht. Alnatura-Sprecherin Stefanie Neumann begründete das gegenüber der taz mit dem zurückgegangenen Umsatz. Eine Ursache dafür könnte in der Tat der Umgang der Geschäftsleitung mit der geplanten Betriebsratswahl sein. Alnatura hatte offenbar nicht mit dem Echo in Bremen gerechnet, die Medien berichteten umfassend. Kai Wargalla ist eine von zwei Sprechern der Bremer Grünen, quasi die Landesvorsitzende, und bekannt in der Stadt. Auch jetzt noch werde sie häufig auf Alnatura angesprochen, sagt sie. Nicht nachvollziehbar ist für sie die Unternehmenspolitik: "Alnatura hätte in Konkurrenz zu den anderen Bio-Supermarktketten mit einem Betriebsrat ein Zeichen setzen können."

Das hätte sicher auch die Kundschaft gut aufgenommen, der es nicht nur wichtig sei, dass die Produkte zu fairen Bedingungen hergestellt werden, sondern auch, dass die Beschäftigten im Laden zu fairen Bedingungen arbeiten und Mitbestimmungsrechte haben. S. Leuckfeld