Ausgabe 06/2016
Kurznachrichten
Herbert Schui gestorben
Nachruf - Der politische Ökonom Herbert Schui ist am 14. August im Alter von 76 Jahren gestorben. Schui lehrte als Professor an der Universität Bremen und an der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) in Hamburg. Dort vermittelte er einer ganzen Generation von Gewerkschafter/innen die Grundlagen marxistischer und keynesianischer Kapitalismuskritik. Als der neoliberale Zeitgeist die deutschen Hochschulen eroberte, bekämpfte Schui die ideologische Knochenerweichung kenntnisreich und scharfzüngig. Sein großes kabarettistisches Talent machte ihn populär. Mitte der 70 Jahre gründete Schui gemeinsam mit Jörg Huffschmid und Rudolf Hickel die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik. Die Vertreter einer arbeitnehmerorientierten Wissenschaft wollten dem mehrheitlich wirtschaftsliberal ausgerichteten Sachverständigenrat wirtschaftspolitisch etwas entgegensetzen. Das ist mit der jährlichen Herausgabe des Memorandums für alternative Wirtschaftspolitik erfolgreich gelungen. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung um die Agenda 2010 ging Schui in die Politik. Der langjährige Sozialdemokrat gründete gemeinsam mit ehemaligen Schülern die WASG, die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit. Von 2005 bis 2010 saß er für die Partei "Die Linke" im deutschen Bundestag. Durch Schuis Tod verlieren die deutschen Gewerkschaften einen wichtigen Mitstreiter.
Merkel soll Gesetzentwurf unterstützen
Gleichstellung - Bei 21 Prozent liegt die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland. Bundesgleichstellungsministerin Manuela Schwesig hat einen Entwurf für ein Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit vorgelegt, das durch mehr Transparenz auf betrieblicher Ebene zur Überwindung der Entgeltlücke beitragen will. Bei den Koalitionsverhandlungen im Jahr 2013 hatten CDU, CSU und SPD eine gesetzliche Regelung zur Beseitigung der Lohndiskriminierung auf betrieblicher Ebene vereinbart. Die DGB-Frauen sammeln jetzt Unterschriften. Sie fordern Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, den vorgelegten Gesetzentwurf zu unterstützen und das Recht auf gleiche Bezahlung für gleiche und gleichwertige Arbeit durchzusetzen.
Frauen in der Zeitfalle
Erwerbstätigkeit - Zwar sind in Deutschland immer mehr Frauen erwerbstätig, aber zugunsten der Familie stecken viele von ihnen bei der Arbeitszeit zurück. Vor allem Mütter arbeiten ausschließlich in Teilzeitjobs. Das geht aus einer Untersuchung des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen hervor. Mit durchschnittlich 30,1 Stunden pro Woche arbeiteten Frauen im Jahr 2015 8,2 Stunden kürzer als Männer. Für die Frauen seien mit der Teilzeitarbeit häufig ein geringeres Einkommen und schlechtere Karriereaussichten verbunden. Das führe zu einer oft nicht ausreichenden eigenständigen sozialen Absicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter.
Ausbildung ohne Plan
Report - Knapp 60 Prozent der Auszubildenden kommen krank zur Arbeit. Über die Hälfte der Azubis fühlen sich durch die Ausbildungsbedingungen und -anforderungen am Ausbildungsplatz stark belastet. Bei einem Drittel von ihnen liegt kein betrieblicher Ausbildungsplan vor, daher können sie die Ausbildungsinhalte nicht überprüfen. Das geht aus dem Ausbildungsreport hervor, den der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kürzlich vorgelegt hat. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack forderte den Gesetzgeber auf, mit der Novelle des Berufsbildungsgesetzes endlich einzuschreiten.
Die Rente reicht immer seltener
Minijobs - Immer mehr Rentner/innen arbeiten in einem Minijob. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bundesarbeitsministeriums hervor. Ende 2015 hatten 943.000 Senior/innen ab 65 Jahren eine geringfügige Beschäftigung, 22 Prozent mehr als Ende 2010 und sogar 35 Prozent mehr als 2005. Besonders groß ist der Zuwachs nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung bei den über 75-Jährigen. Ende vergangenen Jahres übten aus dieser Altersgruppe 176.000 Männer und Frauen einen Minijob aus, mehr als doppelt so viele wie noch zehn Jahre zuvor. Diese wachsenden Zahlen an Minijobber/ innen im Alter zeigen, dass die gesetzliche Altersrente bei immer weniger Menschen zum Leben reicht. Daher haben der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften jetzt eine Rentenkampagne gestartet, die das Thema mindestens bis zu den Bundestagswahlen im Herbst kommenden Jahres auf der politischen Tagesordnung halten soll.
Bremerhaven und Gelsenkirchen
Kinderarmut - Kinderarmut ist für viele der davon Betroffenen ein Dauerzustand. Knapp zwei Millionen Minderjährige sind davon betroffen, viele seit Jahren. Das geht aus einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung hervor. Zwar ist die Quote in Ostdeutschland 2015 im Vergleich zu 2011 leicht auf 21,6 Prozent gesunken, allerdings bedeutet das immer noch, dass jedes fünfte dort lebende Kind auf staatliche Unterstützung angewiesen ist. Als Grund für den leichten Rückgang sehen die Wissenschaftler/innen die wirtschaftliche Entwicklung im Osten. In Westdeutschland ist die Zahl im Vergleichszeitraum leicht auf 13,2 Prozent angestiegen. Die höchsten Armutsquoten bei den unter 18-Jährigen gibt es in Städten. Besonders stark betroffen waren hier Städte wie Bremerhaven, Gelsenkirchen oder Offenbach.
Verständliche und kurze Antworten
Soziale Ungleichheit - Fragen zur sozialen Ungleichheit in Deutschland, zu Armut und Reichtum, zur Verteilung von Vermögen und Einkommen haben Wissenschaftler/innen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts und des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, die beide zur Hans-Böckler-Stiftung gehören, beantwortet. Dabei haben sie alle relevanten Quellen zusammengefasst und ihre Antworten auch für Laien verständlich und kurz zusammengefasst. Zu jedem Themengebiet gibt es auch eine zentrale Grafik. http://www.boeckler.de/wsi_66092.htm