Bettina Dittmann, Kay Kim Schumann, Birgit Pietzner und Marlies Reimers, Betriebsrats-Mitglieder Seniorenhaus Nortorf

Im Sommer 2015 hatte der Kreis Rendsburg-Eckernförde beschlossen, die Seniorenhäuser und den Pflegedienst Domobil der kreiseigenen Imland GmbH zu verkaufen. Die Politiker wollten sich in Zukunft auf die Krankenversorgung mit den beiden zur GmbH gehörenden Krankenhäusern konzentrieren. Als Kaufinteressent der Einrichtungen war eine Bietergemeinschaft aus der Stiftung Diakoniewerk Kropp und dem Diakoniewerk Altholstein schnell gefunden.

Für die rund 210 Beschäftigten der Seniorenhäuser war der geplante Verkauf erst einmal ein Schock, erinnert sich ver.di-Bezirksgeschäftsführerin Ute Dirks. Sie fürchteten um ihre tariflichen Bedingungen, ihre Altersvorsorge und vor allem um ihre Arbeitsplätze.

Gemeinsam mit ver.di wurden die Beschäftigten sofort aktiv. Unterstützt wurden sie dabei auch von Politiker/innen aller im Kreistag vertretenen Parteien. Sie hatten den Beschäftigten Kontinuität versprochen.

Doch diese Kontinuität wollten die Beschäftigten nicht nur als Versprechen, sondern auch verbindlich festgeschrieben haben. In den Tarifverhandlungen konnte ver.di jetzt durchsetzen, dass in einem Überleitungstarifvertrag der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) dynamisch für weitere 30 Jahre gilt. Das trifft für alle Beschäftigten zu, die zum Zeitpunkt des Übergangs ver.di-Mitglied waren. "Damit haben wir unser Ziel erreicht, den Tarifvertrag so lange zu sichern, bis die übergeleiteten Kolleginnen und Kollegen in Rente sind", freut sich Ute Dirks. Bei Neueinstellungen gelten von nun an allerdings die Bedingungen der Diakonie.

"Nur durch diese starke Haltung und die Kampfkraft in diesen Betrieben ist es uns gelungen, für alle Mitglieder die Arbeitsbedingungen zu sichern", sagt ver.di-Verhandlungsführerin Carina Schulz. Die Mitgliederversammlungen waren ausgesprochen gut besucht, für die potenziellen Käufer und auch für die Öffentlichkeit war klar, dass die Belegschaft kampfbereit ist. Auch für die Beschäftigten wurde die größtmögliche Transparenz über den Prozess hergestellt.

Erreicht habe ver.di diesen Erfolg auch durch den hohen Organisationsgrad, sagt Ute Dirks. Der sei im Laufe der Auseinandersetzung stetig gewachsen. Immer mehr Beschäftigten sei klar geworden, dass sie nur gemeinsam und mit einer starken Organisation im Rücken Erfolg haben können. Neben der weiteren Gültigkeit des TVöD konnten aber auch Regelungen zur Alterssicherung, bestehenden Betriebsvereinbarungen und zur Interessenvertretung durchgesetzt werden. Neben der - auch im bundesweiten Vergleich - außergewöhnlich langen Laufzeit gibt es noch eine weitere tarifliche Vereinbarung. Nach ihr ist die Religionszugehörigkeit kein Kündigungsgrund, auch dann nicht, wenn jemand später aus der Kirche austritt.

Die Beschäftigten sind froh, dass es ihnen gelungen ist, nicht nur die Arbeitsplätze, sondern auch die Bedingungen zu erhalten. "Wir sind wirklich froh, dass alle Bedingungen fest geregelt sind. Es hat sich ausgezahlt, solidarisch zu kämpfen", so Marlies Reimers, Betriebsratsvorsitzende des Seniorenhauses in Nortorf.