Gute Arbeit gibt's nicht automatisch

Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publik

Arbeit wird in Zukunft digitaler und flexibler. Das ermöglicht Chancen, birgt aber auch Risiken. So kann das vernetzte Arbeiten zu mehr Belastung führen, wenn häufig viel Arbeit von zu Hause erledigt wird, es kann aber auch entlasten, wenn sich Beruf und Familie dadurch besser vereinbaren lassen. Das ist eine Chance, die Frauen für sich nutzen können, die beides wollen: Kind und Beruf.

Bislang ist für viele Mütter mit der Geburt des ersten Kindes die Karriereleiter erst einmal zu Ende. Und häufig geht es dann später von einer Teilzeitbeschäftigung in die nächste. Der Spagat zwischen Beruf und Familie lässt sich durch die Digitalisierung zwar nicht umkehren, aber doch mildern. Wenn Frauen es schaffen, die Digitalisierung für sich zu nutzen, dann können sie davon profitieren. Ein Gedanke daran lohnt sich, denn wie die aktuelle Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit 2016 zeigt, sind nur wenige Arbeitsplätze von Frauen nicht von Digitalisierung betroffen.

Gute Arbeitsbedingungen entstehen jedoch nicht automatisch. Sie sind dann wahrscheinlicher, wenn Frauen einen größeren Entscheidungsspielraum im Unternehmen und Mitspracherecht bei der Arbeitsgestaltung haben. Dann haben sie eine höhere Chance, mehr Souveränität über ihre Arbeitszeit und den Arbeitsort zu erlangen und Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen.

Bleibt nur die Frage, wie Frauen mehr Mitspracherecht bei der Gestaltung ihrer Arbeitsplätze bekommen. Natürlich können sie versuchen, die Bedingungen selbst auszuhandeln, was jedoch in den seltensten Fällen gelingen wird. Der aussichtsreichere Weg führt über die klassische Mitbestimmung, das heißt über Betriebsräte und eine starke Gewerkschaft, die entsprechende Tarifverträge aushandelt. Das erforderte es, ver.di-Mitglied zu werden und weitere Mitglieder ins Boot zu holen. Und auch Männer dürfen da gerne mitmachen.