2017 wurden die Essener EVAG und der Mülheimer MVG zur Ruhrbahn fusioniert. An der Spitze des im Januar neu gewählten Betriebsrats ein bekanntes Gesicht: Ahmet Avsar war schon bei der MVG im Betriebsrat. Für seine Kolleginnen und Kollegen versucht er, das Beste herauszuholen. Er hat sich "mächtig ins Zeug gelegt", damit sich die Einkommen und Belastungen der rund 1.100 Bus- und Straßenbahnfahrer der Ruhrbahn bei der Fusion nicht verschlechtern, sagt ver.di-Sekretär Rainer Sauer vom Fachbereich Verkehr Essen, Mülheim und Oberhausen. Jetzt wird Avsar anonym gemobbt.

Aktuell geht es bei der Ruhrbahn um eine Betriebsvereinbarung zu Arbeitszeiten und Schichtlängen und im Ergebnis um die Höhe der Verdienste. Der Arbeitgeber will zwei Millionen Euro jährlich über das Fahrpersonal einsparen. Ahmet Avsar setzt sich für eine faire Betriebsvereinbarung ein, wie sie bei der Fusion vereinbart und zugesichert worden war. Doch der Ton wird nicht nur in den Gremien rauer, weiß Sauer. Anonyme Angriffe auf den engagierten Betriebsratsvorsitzenden dienen dazu, ihn einzuschüchtern und seine Arbeit zu behindern.

Arbeitgeber spielt mit

Einen Tag vor der Betriebsratswahl wurden 160 Briefe anonym an einen internen Verteiler verschickt, in denen Ahmet Avsar angegriffen und verleumdet wird. Die Wahl zum Betriebsratsvorsitzenden hat er trotzdem gewonnen. Der Arbeitgeber hat den Brief dann an zwei Anwälte gegeben, und die blicken nun auf Ahmet Avsars Eingruppierung und machen das Opfer zum Täter. Neben vielen Vorwürfen wird Avsar in dem anonymen Brief beschuldigt, falsch eingruppiert worden zu sein. Das entbehre jeglicher Grundlage, sagt Sauer. Nicht die Beschäftigten gruppieren sich ein, sondern das legt immer der Betrieb fest. In diesem Fall die Geschäftsführung. Darüber gibt es eine schriftliche Übereinkunft. "Seit wann dürfen Beschäftigte sich selbst eingruppieren?", fragt der Gewerkschafter. Wenn überhaupt, dann müsse sich die Kritik an die Geschäftsführung richten.

Die Geschäftsführung allerdings setzt noch einen drauf und versucht weitere aktive und konfliktbereite Betriebsräte durch willkürliche Einkommenskürzungen auszubremsen. Angeblich hätten die Betroffenen in der genannten Arbeitszeit keine Betriebsratsarbeit gemacht und somit auch keinen Anspruch auf Lohn. "Die Menschen sollen mit hanebüchenen Lohnkürzungen auf Linie gebracht werden", beurteilt Sauer die miesen Vorgänge. Einen besonderen Geschmack haben die Vorgänge auch, weil es sich um einen öffentlichen Personennahverkehr handelt. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, CDU, hofft auf eine schnelle Klärung und stellt sich vor den Betriebsrat (Bericht NRZ, 4. April 2018). "Wir werden im Zuge der Fusion schließlich noch viele Fragen haben, die wir nur mit einem starken Betriebsrat werden lösen können", sagt Kufen. Marion Lühring