Der jüngst bekannt gewordene Missbrauch von Nutzerdaten des Online-Dienstes Facebook hat die Diskussion um die Sicherheit von Daten wieder belebt. Vor diesem Hintergrund lieferte der diesjährige ver.di-Digitalisierungskongresses einen weiteren Beitrag zu dieser Debatte. Es ging um das Gemeinwohl in einer digital vernetzten Gesellschaft.

Tahar Schaa von der Cassini Consulting GmbH zeigte in seinem Vortrag auf, wie es insbesondere mittlerweile dominant gewordene Unternehmen wie Facebook, Amazon oder Google gelingt, Daten zu sammeln und zu nutzen. Das sind nicht nur Name und Adresse , vielmehr gehe es um Verhalten, Kontakte, Kauf- und andere Entscheidungen. Das betrifft nicht mehr nur Bereiche wie den Handel, Anbieter von entsprechenden Plattformen bekommen längst Prozesse in der Landwirtschaft oder am Bau frei Haus geliefert.

Schaa bezeichnete sogenannte Clouds, auf die Unternehmen zumindest Teile ihrer IT auslagern, als "süßes Gift zu günstigen Konditionen", durch das Firmen vordergründig Kosten und Mitbestimmung sparen können, damit aber auch die Kontrolle über Daten abgeben. Seine Alternative: selber machen.

Francesca Bria ist in der Stadtverwaltung Barcelona zuständig für Technologie und Innovationen. In der katalanischen Stadt schaut die Verwaltung gemeinsam mit Politik, Gewerkschaften und Bürger/innen, welche Daten man wofür nutzen kann und wie man die Hoheit darüber behält. Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit lokalen Firmen, die vor Ort Lösungen schaffen, die für alle transparent sind. Dabei gehe es darum, öffentliche Werte zu schaffen, öffentliche Dienstleistungen für die Menschen und die öffentliche Infrastruktur zu verbessern.

Immer wieder wurde auf der Veranstaltung gefordert, dass sich die Technik-Unternehmen nicht um das Zahlen von Steuern drücken dürfen. Aber auch jede/r müsse sich bewusst machen, wie er/sie das eigene Verhalten durch Daten in Social Networks oder auf Online-Plattformen transparent mache.

ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder sprach über ein steigendes Unbehagen wegen des großen Einflusses der Technik-Firmen. Digitalisierung dürfe nicht verteufelt werden, sie müsse aber wohl überlegt sein. Dazu zähle auch gute Arbeit, ein Kerngeschäft von ver.di. Bei der Orientierung am Gemeinwohl bestehe bei der Digitalisierung Nachholbedarf. Derzeit gebe es eine "Oligarchie in der Digitalisierung", sie brauche aber demokratische Legitimation und Kontrolle.

"Die digitale Transformation läuft nicht ohne Brüche und Widerstand", warnte Schröder. Es hapere aber nicht an Ideen, sondern an der Umsetzung sozialer Möglichkeiten. Dennoch zeigten viele Beispiele, die in den Workshops auf dem Digitalisierungskongress vorgestellt wurden, dass eine bessere Digitalisierung möglich sei. Daher will ver.di nicht nur die Reihe der Digitalisierungskongresse fortsetzen, in den kommenden Monaten soll weiter über ein Leitbild einer gemeinwohlorientieren Digitalisierung diskutiert werden.

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