Krebs, Diabetes, Fettleibigkeit, Herzkreislauferkrankungen, Nervenschädigungen, Unfruchtbarkeit – Plastik in unserem Körper wird mittlerweile für etliche Krankheiten und Schädigungen in Betracht gezogen. Bei über 90 Prozent der Menschen in den Industrieländern ist Bisphenol A, die meistproduzierte Chemikalie der Welt, im Blut und Urin nachweisbar. Bisphenol A, kurz BPA, ist in Plastik enthalten, um es formstabil und hart zu machen. Weltweit haben sich über 800 Studien schon mit den schädlichen Auswirkungen von Plastik auf Mensch, Tier und Umwelt befasst. Zumindest zu einem Schluss kommen alle Untersuchungen: Schadstofffreies Plastik ist eine Mär, die – wenn überhaupt – nur noch von der plastikproduzierenden Industrie aufrechterhalten wird. Kein Wunder. Die Industrie lebt schlichtweg vom Gebrauch des Plastiks, in das heute gefühlt so ziemlich alles verpackt wird, was sich kaufen lässt. Auch immer mehr Kleidungstücke stecken in Plastikummantelungen, jedes noch so kleine Elektronikteil wird in eine zigfach größere Plastikverpackung eingeschweißt. Aber auch Äpfel, Tomaten, Gurken etc. werden zunehmend in Plastik verpackt. Laut der Umweltorganisation Greenpeace landen jedes Jahr mehr als 13 Millionen Tonnen Kunststoffmüll in den Ozeanen. Der US-Meeresforscher Charles Moore entdeckte schon vor 20 Jahren die ersten Plastikmüllstrudel im Meer und stellte seinerzeit fest, das sechsmal so viele Plastikteilchen wie Plankton in den Ozeanen schwimmen. Jedes Jahr sterben an diesen Plastikteilchen eine Million Tiere. Das ist nicht nur eine große Gefahr für das ökologische Gleichgewicht der Meere und somit auch der Erde, sondern eben auch für die Gesundheit der Menschen. Der plastinierte Mensch Wir sind „plastiniert“, sagt Dieter Swandulla, Professor für Physiologie an der Universität Bonn. An seinem Institut wird schon lange über den Gefahrenstoff BPA geforscht. Zum einen ist BPA fettlöslich, zum anderen wird es besonders gut über die Mundschleimhäute aufgenommen. Aber nicht nur über die Nahrung gelangt es so in den Körper, sondern auch durch Mikroplastik in der Kosmetik und im Hausstaub über die Haut und die Atmung. Man muss nur einmal durch die eigene Wohnung gehen, um festzustellen, wo Plastik in seinen verschiedensten Formen Einzug gehalten hat. Vor allem in Küche und Bad finden sich etliche Plastikverpackungen, aber auch verarbeitetes Plastik in Küchengeräten oder Zahnbürsten. Oder im Plastikgeschirr, auch wenn es nur fürs Picknick benutzt wird. Es ist eben leichter zu transportieren, genauso wie die Frühstücks- oder Mittagsbox aus Kunststoff. Und letztendlich haltbarer, weil das Plastik nicht zerbricht wie Glas oder Keramik und nicht verbeult wie Edelstahl. Doch genau diese Haltbarkeit von Plastik ist ein ernsthaftes Problem. „Der Siegeszug der Plastikprodukte begann in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Doch was in den folgenden Jahrzehnten davon den Weg ins Meer fand, ist bis heute da: Plastik verrottet nicht. Es zerfällt nur in immer kleinere Teile. Plastikflaschen zum Beispiel zersetzen sich erst nach Hunderten von Jahren; dasselbe gilt für verlorene Fischernetze aus Nylon und auch für am Strand zurückgelassenen Verpackungsmüll“, heißt es bei Greenpeace. Selbst wenn wir noch heute Plastik für immer aus der Produktionskette verbannen würden, wäre es damit noch nicht aus der Welt geschafft. Nach Angaben des Umweltbundesamtes benötigt allein eine Plastikflasche 450 Jahre, bis sie sich vollständig zersetzt hat. Endlager Tiefsee Es ist mit dem Plastik ein wenig so wie mit dem Atommüll, es lässt sich nicht einfach entsorgen. Allerdings muss ein Endlager für den Plastikmüll nicht gesucht werden. Das hat er sich dank unserer täglichen Unterstützung schon selbst gesucht: auf dem Meeresboden. „Die Tiefsee ist ein Endlager“, sagte die Tiefseeforscherin Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven im vergangenen Jahr in einem Interview auf Zeit online. Auch wenn festgestellt worden sei, dass der meiste Müll im Meer aus asiatischen Ländern stamme, wie China, Indonesien und den Philippinen, weil dort die Küsten sehr dicht besiedelt seien und Plastik dort kaum recycelt oder entsorgt werde, bedeute das nicht, dass Industrienationen mit hohen Umweltstandards wie Deutschland nicht ihren Beitrag zum Tiefseeproblem lieferten. Der Plastikmüll von unseren Straßen und Parks lande viel zu oft in Flüssen, von denen er ins Meer transportiert werde. In vielen Ländern ist Plastik bereits verboten. In Bangladesch etwa sind seit 2002 Polyäthylentaschen, also Plastiktüten, verboten. Auch in Myanmar, China, Eritrea, Mali, Mauretanien, Südafrika, Tansania, Kenia und anderen afrikanischen Ländern sind Plastiktüten inzwischen nicht mehr erlaubt, in einigen der Länder ist auch ihre Produktion untersagt. Frankreich hat vor fünf Jahren jegliches BPA in Plastik verboten, seit 2011 darf es hierzulande nicht mehr in Babyflaschen verwendet werden. Denn BPA wird vor allem auch eine das Erbgut verändernde Wirkung zugeschrieben, weil es die Wirkung des Hormons Östrogen imitiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in einer Studie festgestellt, dass die Zahl der Brust-, Prostata- und Hodenkrebsfälle in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen hat und dass das nicht mehr allein mit genetischen Faktoren zu erklären sei. Die WHO bezeichnet daher inzwischen alle hormonell wirksamen Chemikalien wie BPA im Plastik als eine „gobale Bedrohung“.

Krebs, Diabetes, Fettleibigkeit, Herzkreislauferkrankungen, Nervenschädigungen, Unfruchtbarkeit – Plastik in unserem Körper wird mittlerweile für etliche Krankheiten und Schädigungen in Betracht gezogen. Bei über 90 Prozent der Menschen in den Industrieländern ist Bisphenol A, die meistproduzierte Chemikalie der Welt, im Blut und Urin nachweisbar. Bisphenol A, kurz BPA, ist in Plastik enthalten, um es formstabil und hart zu machen. Weltweit haben sich über 800 Studien schon mit den schädlichen Auswirkungen von Plastik auf Mensch, Tier und Umwelt befasst. Zumindest zu einem Schluss kommen alle Untersuchungen: Schadstofffreies Plastik ist eine Mär, die – wenn überhaupt – nur noch von der plastikproduzierenden Industrie aufrechterhalten wird.

Kein Wunder. Die Industrie lebt schlichtweg vom Gebrauch des Plastiks, in das heute gefühlt so ziemlich alles verpackt wird, was sich kaufen lässt. Auch immer mehr Kleidungstücke stecken in Plastikummantelungen, jedes noch so kleine Elektronikteil wird in eine zigfach größere

Plastikverpackung eingeschweißt. Aber auch Äpfel, Tomaten, Gurken etc. werden zunehmend in Plastik verpackt. Laut der Umweltorganisation Greenpeace landen jedes Jahr mehr als 13 Millionen Tonnen Kunststoffmüll in den Ozeanen. Der US-Meeresforscher Charles Moore entdeckte schon vor 20 Jahren die ersten Plastikmüllstrudel im Meer und stellte seinerzeit fest, das sechsmal so viele Plastikteilchen wie Plankton in den Ozeanen schwimmen. Jedes Jahr sterben an diesen Plastikteilchen eine Million Tiere. Das ist nicht nur eine große Gefahr für das ökologische Gleichgewicht der Meere und somit auch der Erde, sondern eben auch für die Gesundheit der Menschen.

Der plastinierte Mensch

Wir sind „plastiniert“, sagt Dieter Swandulla, Professor für Physiologie an der Universität Bonn. An seinem Institut wird schon lange über den Gefahrenstoff BPA geforscht. Zum einen ist BPA fettlöslich, zum anderen wird es besonders gut über die Mundschleimhäute aufgenommen. Aber nicht nur über die Nahrung gelangt es so in den Körper, sondern auch durch Mikroplastik in der Kosmetik und im Hausstaub über die Haut und die Atmung.

Man muss nur einmal durch die eigene Wohnung gehen, um festzustellen, wo Plastik in seinen verschiedensten Formen Einzug gehalten hat. Vor allem in Küche und Bad finden sich etliche Plastikverpackungen, aber auch verarbeitetes Plastik in Küchengeräten oder Zahnbürsten. Oder im Plastikgeschirr, auch wenn es nur fürs Picknick benutzt wird. Es ist eben leichter zu transportieren, genauso wie die Frühstücks- oder Mittagsbox aus Kunststoff. Und letztendlich haltbarer, weil das Plastik nicht zerbricht wie Glas oder Keramik und nicht verbeult wie Edelstahl.

Doch genau diese Haltbarkeit von Plastik ist ein ernsthaftes Problem. „Der Siegeszug der Plastikprodukte begann in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Doch was in den folgenden Jahrzehnten davon den Weg ins Meer fand, ist bis heute da: Plastik verrottet nicht. Es zerfällt nur in immer kleinere Teile. Plastikflaschen zum Beispiel zersetzen sich erst nach Hunderten von Jahren; dasselbe gilt für verlorene Fischernetze aus Nylon und auch für am Strand zurückgelassenen Verpackungsmüll“, heißt es bei Greenpeace. Selbst wenn wir noch heute Plastik für immer aus der Produktionskette verbannen würden, wäre es damit noch nicht aus der Welt geschafft. Nach Angaben des Umweltbundesamtes benötigt allein eine Plastikflasche 450 Jahre, bis sie sich vollständig zersetzt hat.

Endlager Tiefsee

Es ist mit dem Plastik ein wenig so wie mit dem Atommüll, es lässt sich nicht einfach entsorgen. Allerdings muss ein Endlager für den Plastikmüll nicht gesucht werden. Das hat er sich dank unserer täglichen Unterstützung schon selbst gesucht: auf dem Meeresboden. „Die Tiefsee ist ein Endlager“, sagte die Tiefseeforscherin Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven im vergangenen Jahr in einem Interview auf Zeit online. Auch wenn festgestellt worden sei, dass der meiste Müll im Meer aus asiatischen Ländern stamme, wie China, Indonesien und den Philippinen, weil dort die Küsten sehr dicht besiedelt seien und Plastik dort kaum recycelt oder entsorgt werde, bedeute das nicht, dass Industrienationen mit hohen Umweltstandards wie Deutschland nicht ihren Beitrag zum Tiefseeproblem lieferten. Der Plastikmüll von unseren Straßen und Parks lande viel zu oft in Flüssen, von denen er ins Meer transportiert werde.

Plastik tötet also nicht nur Tiere, sondern auch Menschen. Nicht zuletzt deshalb erwägt jetzt auch die Europäische Union, Plastik zu verbieten, wie beispielsweise Einweggeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und Ballonhalter aus Plastik. Bis ein solches Verbot auch national umgesetzt ist, können noch Jahre vergehen. Bis dahin bleibt nur eins: Plastik vermeiden.

Manche Fische geraten unter Wasser mitten in Plastikmüllstrudel

In vielen Ländern ist Plastik bereits verboten. In Bangladesch etwa sind seit 2002 Polyäthylentaschen, also Plastiktüten, verboten. Auch in Myanmar, China, Eritrea, Mali, Mauretanien, Südafrika, Tansania, Kenia und anderen afrikanischen Ländern sind Plastiktüten inzwischen nicht mehr erlaubt, in einigen der Länder ist auch ihre Produktion untersagt. Frankreich hat vor fünf Jahren jegliches BPA in Plastik verboten, seit 2011 darf es hierzulande nicht mehr in Babyflaschen verwendet werden. Denn BPA wird vor allem auch eine das Erbgut verändernde Wirkung zugeschrieben, weil es die Wirkung des Hormons Östrogen imitiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in einer Studie festgestellt, dass die Zahl der Brust-, Prostata- und Hodenkrebsfälle in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen hat und dass das nicht mehr allein mit genetischen Faktoren zu erklären sei. Die WHO bezeichnet daher inzwischen alle hormonell wirksamen Chemikalien wie BPA im Plastik als eine „gobale Bedrohung”.

Plastik tötet also nicht nur Tiere, sondern auch Menschen. Nicht zuletzt deshalb erwägt jetzt auch die Europäische Union, Plastik zu verbieten, wie beispielsweise Einweggeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und Ballonhalter aus Plastik. Bis ein solches Verbot auch national umgesetzt ist, können noch Jahre vergehen. Bis dahin bleibt nur eins: Plastik vermeiden.