Ausgabe 05/2018
Eine Gewerkschaft für alle
„Eine Gewerkschaft für alle“
Robert Hengster, leitet die Fachgruppe Luftverkehr bei ver.di
VER.DI PUBLIK – ver.di organisiert seit kurzem die Beschäftigten in allen Bereichen der Fluggesellschaft Eurowings. Wer gehört dazu?ROBERT HENGSTER – Die Flugbegleiter und Piloten von Eurowings Deutschland, die Piloten von Eurowings Europe, die Mitarbeiter von Eurowings Technik und die Mitarbeiter der Aviation / Verwaltung als auch der Luftfahrtgesellschaft Walter, ebenfalls eine Lufthansa-Tochter.VER.DI PUBLIK – Was ist passiert?HENGSTER – Die Eurowings-Gruppe ist in den letzten Monaten schnell gewachsen. Neue Bereiche kamen hinzu, die ver.di organisiert hat. Dazu gehören die Piloten der Eurowings Deutschland und Eurowings Europe in München sowie die Beschäftigten der Luftfahrtgesellschaft Walter. ver.di will für alle Beschäftigten gute Arbeit und verbindliche tarifliche Regelungen erreichen.VER.DI PUBLIK – Wie sieht die Zusammenarbeit der Tarifkommissionen konkret aus?HENGSTER – Im Juni hat ver.di zu einer gemeinsamen Konferenz in Düsseldorf eingeladen. Dort sind die Tarifkommissionen aller Bereiche der Fluggesellschaft Eurowings zum ersten Mal zusammengekommen. Damit sind nun erstmalig in der jüngeren deutschen Luftfahrtgeschichte Angestellte der Verwaltung, Luftfahrzeugtechniker, Flugbegleiter und Piloten in derselben Gewerkschaft organisiert.VER.DI PUBLIK – Warum ist der Schulterschluss wichtig?HENGSTER – So können wir mehr erreichen. ver.di will Synergieeffekte in den Verhandlungen nutzen. Mit der gemeinsamen gewerkschaftlichen Abstimmungskonferenz der Eurowings-Tarifkommissionen hat ver.di darauf reagiert, dass die Airline sehr schnell gewachsen ist. Viele Bereiche sind überlastet. Und nicht alle haben einen Tarifvertrag. Die anstehenden Probleme wollen wir mit dem Arbeitgeber gemeinsam lösen, um Fehlentwicklungen für die Beschäftigten zu verhindern. Die Menschen müssen in diesem Wachstumsprozess mitgenommen werden.VER.DI PUBLIK – Was steht zuerst an?HENGSTER – Es fehlt in einigen Bereichen an verbindlichen tariflichen Regelungen. Da alle Bereiche aufeinander angewiesen sind, ob Kabine, Cockpit, Technik oder Verwaltung, müssen überall die Interessen der Beschäftigten gewahrt sein. ver.di ist die Gewerkschaft für alle.VER.DI PUBLIK – Für die Beschäftigten der Luftfahrtgesellschaft Walter, LGW, führt ver.di gerade Tarifverhandlungen, wie ist da der Stand?HENGSTER – Nach der vierten ergebnislosen Runde haben wir im Juni eine Tarifbefragung vorgenommen. Mit den Antworten wollen wir den Druck in den Verhandlungen erhöhen. Die Beschäftigten fordern bessere Löhne und bessere Einsatzbedingungen. Bislang gibt es für sie überhaupt keine Tarifverträge. Die LGW ist im Dezember 2017 im Zusammenhang mit der Insolvenz von Air Berlin von der Eurowings-Gruppe übernommen worden.VER.DI PUBLIK – Und wie reagieren die Arbeitgeber?HENGSTER – Die lassen sich Zeit. Aber das geht auf Kosten der Beschäftigten, die sich in einer unsicheren Situation befinden. Für neues Personal garantiert die Lufthansa-Tochter LGW ein monatliches Gehalt von rund 1.500 Euro. ver.di fordert unter anderem eine Erhöhung des Grundgehalts, die Einführung einer Mehrflugstundenvergütung und einen Manteltarifvertrag zu den Einsatzbedingungen. Als Gewerkschaft haben wir alle Beschäftigten der Eurowings-Gruppe im Blick. Auch das Personal der LGW hat ein Recht auf tariflich abgesicherte gute Löhne. Marion Lühring