Nicht-Mitglieder stehen bald ohne Mantel da Bis spätestens 1. September 2018 ver.di-Mitglied werden

Beschäftigte in der Druckindustrie, die nicht spätestens bis zum 1. September 2018 Mitglied in ver.di sind, gehen ein großes Risiko ein. Denn der Arbeitgeberverband Bundesverband Druck und Medien (BVDM) und seine Landesverbände haben die Manteltarifverträge zum 30. September 2018 gekündigt. Die Kündigung bedroht alle Beschäftigten der Druckindustrie: Arbeiterinnen und Arbeiter, Angestellte und Auszubildende.

Aus Sicht des stellvertretenden ver.di-Vorsitzenden Frank Werneke ist die Kündigung der Manteltarifverträge in der Druckindustrie dieses Mal mehr als nur ein taktischer Schachzug in einer tariflichen Auseinandersetzung, um für die Beschäftigten einen schlechten Lohnabschluss durchzusetzen.

Zum jetzigen Zeitpunkt sei offen, ob es gelinge, den Manteltarifvertrag mit dem BVDM wieder in Kraft zu setzen. Wahrscheinlich sei, dass der schützende Mantel ab dem 1. Oktober auf unabsehbare Zeit nur noch in der sogenannten Nachwirkung fortbestehe. Und auch nur für ver.di-Mitglieder. Denn ab diesem Datum besteht nur noch für sie ein rechtlicher Anspruch auf die Anwendung der Manteltarifverträge.

Was die Arbeitgeber alles verschlechtern wollen, ist bekannt. Ihre Forderungen liegen sogar schriftlich vor. Sie wollen die Einkommen kürzen, unter anderem durch eine deutliche Senkung der Zuschläge für die Spätschicht und Nachtarbeit. Sie wollen aber auch die Erschwerniszulage für die Wochenendarbeit und die Arbeit an Feiertagen streichen. Außerdem wollen sie die Jahresleistung und das Urlaubsgeld kräftig kürzen, die Arbeitszeit unbezahlt verlängern und den gesamten Manteltarifvertrag verschlechtern.

Ordentliche Gewinne erlauben gute Löhne

Frank Werneke schreibt in einem offenen Brief an die Beschäftigten der Druckindustrie, warum er die aktuelle Kündigung anders bewertet als die Kündigungen in den vergangenen Jahren. „Der Zeitpunkt der Kündigung der Manteltarifverträge ist sicher kein Zufall“, heißt es in dem Brief. Denn: Zum 31. August 2018 laufen die Lohn- und Gehaltsabkommen für die Druckindustrie aus. Verhandlungsauftakt für die Lohnrunde wird der 17. September sein. Das zeitliche Auslaufen des Manteltarifvertrages zum 30. September fällt somit in die Phase der laufenden Lohntarifverhandlungen.

Der BVDM bereite einen tarifpolitischen Großkonflikt vor, schließt Werneke. Umso wichtiger sei es, jetzt ver.di-Mitglied zu werden und sich stark zu machen. Die Mehrzahl der Druck- und Verlagsunternehmen schreibe ordentliche Gewinne, da hätten die Beschäftigten auch Anspruch auf gute Löhne. Die Gewerkschaft werde im Herbst alle Kraft aufwenden, für die Beschäftigten der Druckindustrie eine gute Lohnerhöhung durchzusetzen. Und eine Verschlechterung des Manteltarifvertrages werde es mit ver.di nicht geben. Marion Lühring