Handeln überprüfen

Da kommt nur Faires rein

Derzeit finden landauf, landab in allen ver.di-Gliederungen Konferenzen statt. Mit ihren Beschlüssen bereiten die Teilnehmer/innen auch den ver.di-Bundeskongress vor, der im Herbst 2019 in Leipzig stattfinden soll. Was ein dort angenommener Antrag bewirken kann, zeigt der Antrag P014, den der ver.di-Bundeskongress 2011 verabschiedet hat. Er wirkt nachhaltig.

Gestellt wurde er vom ver.di-Gewerkschaftsrat. Darin geht es um ökofaire Beschaffung in ver.di. Entstanden ist die Idee zu dem Antrag in der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit des ver.di-Gewerkschaftsrats. „Wir müssen nach innen leben, was wir nach außen fordern“, sagt Dieter Schäfer, Mitglied der Gruppe und einer der Väter des Antrags.

Der Gewerkschaftsrat legt darin Kriterien für einzelne Bereiche fest, die bei der Beschaffung berücksichtigt werden sollen. Das reicht vom fairen Orangensaft über die Stromversorgung bis hin zu Werbemitteln. Wichtig sind Nachhaltigkeit, Tariftreue, ökologische und soziale Standards. „Wir können über unseren Einkauf auch Politik machen“, sagt Schäfer. Zudem hatte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke im Gewerkschaftsrat eine Untersuchung über das vorgestellt, was Noch-nicht-Mitglieder von DGB-Gewerkschaften erwarten. Dabei war Glaubwürdigkeit einer der wichtigsten Punkte.

Der Kongress stimmte dem Antrag einvernehmlich zu. Seither sind der Bundesvorstand, Landesbezirke und Bildungsstätten zur Umsetzung verpflichtet. Das Bundesvorstandsressort, das unter anderem für Organisationsentwicklung zuständig ist, legt dem Gewerkschaftsrat regelmäßig Fortschrittsberichte vor. Vier Berichte hat es mittlerweile gegeben, und die zeigen, dass der Antrag an vielen Stellen in ver.di etwas bewegt hat. Zwar könnte noch mehr getan werden, doch in einigen Bereichen ist es schwierig, fair produzierte Produkte zu kaufen. Dazu zählt Schäfer beispielsweise die Informationstechnologie: „Es gibt einfach noch keinen Fair-Trade-Computer“, sagt er.

Mittlerweile ist der Antrag sogar aktualisiert worden, damit auch die neu auf den Markt gekommenen Siegel für bestimmte Produktionsformen bewertet und bei der Beschaffung berücksichtigt werden können. Auch Kritiker/innen, die behaupten, faire Beschaffung sei teuer, kann die Arbeitsgruppe widerlegen. Werde etwa Leitungswasser statt Wasser in Pfandflaschen ausgeschenkt, könnte man das eingesparte Geld für fair produzierte Säfte verwenden, sagt Jenny Schröder, seit 2015 Mitglied der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit. „Damit können wir ein weiteres Zeichen für mehr Nachhaltigkeit setzen“, sagt sie. Das wäre nicht nur ökologischer, ver.di könnte damit auch die Initiative „Wasser ist Menschenrecht“ weiter unterstützen sowie die (kommunale) Wasserwirtschaft, und damit auch die dort beschäftigten Kolleg/innen stärken. P014 zeigt, dass es möglich ist, über Anträge Politik zu machen.