Die Schonfrist nach der Fusion der wichtigsten deutschen Warenhäuser war nur kurz. Galeria Kaufhof, als Teil des neuen Gemeinschaftsunternehmens mit Karstadt, ist jetzt besonders betroffen. Ende Januar ließ die österreichische Signa Retail als Mehrheitseignerin die Bombe platzen: Beschlossen sind Tarifflucht und Personalreduzierung.

In den Verwaltungsbereichen von Kaufhof sollen 1.000 Vollzeitstellen abgebaut werden, in den ohnehin schon knapp besetzten Filialen sind es etwa 1.600. Angesichts der hohen Teilzeitquote betrifft dies bis zu 5.000 Beschäftigte und ihre Familien. „Dieser Kahlschlag und die Tarifflucht werden auf entschiedenen Widerstand von ver.di treffen“, kündigte Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger an. Was völlig fehle, sei ein tragfähiges Zukunftskonzept.

Der Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof sei historisch, wirbt hingegen die Signa Retail des Immobilien- und Handelsinvestors René Benko überschwänglich für das gemeinsame Projekt mit dem nordamerikanischen Konzern Hudson’s Bay. Damit werde mitten in allen relevanten Innenstädten die „Vision vom Marktplatz der Zukunft“ wahr. Die Zweifel daran dürften jetzt erheblich wachsen.

Sanierungsbedingte Filialschließungen soll es „zunächst“ nicht geben, so die Geschäftsführung der neuen Warenhaus-Holding. Allerdings werde Kaufhof umgehend die Flächentarifverträge des Einzelhandels verlassen und in den Ohne-Tarif-Status der Arbeitgeberverbände wechseln. Angestrebt werde „eine auf die wirtschaftliche Notsituation von Kaufhof zugeschnittene Tariflösung“. Kosten sollen auch dadurch gespart werden, dass sich die gemeinsame Zentrale mit Karstadt in Essen ansiedelt und am bisherigen Kölner Kaufhof-Sitz unter anderem die Online-Aktivitäten konzentriert werden.

ver.di setzt der Schockstrategie die Forderung nach einem Zukunftskonzept entgegen, in das die Kompetenz der Beschäftigten einfließen müsse. Unverzichtbar seien Tarifbindung sowie Standort- und Beschäftigungssicherung. Über entsprechende Aktivitäten werden die Tarifkommissionen von Karstadt und Kaufhof kurz nach Redaktionsschluss beraten. Andreas Hamann