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Menschen, die Kontakt zu Kunden, Patienten und Klienten haben, sind stärker von psychischen und emotionalen Belastungen betroffen als andere. Trotzdem bekommen über zwei Drittel von ihnen keine ausreichende Unterstützung vom Arbeitgeber – weder eine angemessene finanzielle Abgeltung, noch Hilfe bei belastenden Erlebnissen. Das ist ein Ergebnis des aktuellen DGB-Index Gute Arbeit 2018, der Ende letzten Jahres veröffentlicht wurde.

Unterstützung fehlt – Fachkräfte bleiben aus

Im Dienstleistungssektor arbeiten 70 Prozent in unterschiedlichem Umfang mit Menschen. Ihre interaktiven Arbeitsanteile werden allerdings selten als Teil der Arbeitsleistung beachtet und honoriert. Dabei stellt Interaktionsarbeit hohe Anforderungen an die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Beschäftigten, etwa bei der Kindererziehung oder der Alten- und Krankenpflege. Und ausgerechnet diese gesellschaftlich wichtigen Tätigkeiten erfahren zu geringe Wertschätzung.

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske kritisiert, dass die Arbeitgeber ihre Beschäftigten nicht ausreichend unterstützen, zugleich aber beklagen, dass sie nicht genügend Fachkräfte haben. Am deutlichsten werde die fehlende Wertschätzung bei der Bezahlung: 78 Prozent der Befragten empfinden ihr Einkommen bei den durchweg hohen Anforderungen an ihre Arbeit mit Menschen als zu gering. Nötig sei daher eine deutliche Aufwertung dieser Berufe und Tätigkeiten, eine Personalbemessung, die einer zugewandten Arbeit mit Klienten und Patienten gerecht werde und eine deutlich bessere Bezahlung, so der ver.di-Vorsitzende Bsirske.

Schlechter als der Durchschnitt

Im Branchenvergleich sind die Beschäftigten im Sozialwesen und im Gesundheitswesen am unzufriedensten. Dort liegt die durchschnittliche Qualität der Arbeitsbedingungen bei 60 Punkten und damit im unteren Mittelfeld. Der Durchschnitt quer durch alle Branchen beträgt 63 Punkte. Gute Arbeit beginnt bei 80 Punkten. Eine gute Bewertung der Arbeitsbedingungen gibt es in keiner Branche.

Bei den Einzelaspekten Einkommen und Arbeitsintensität liegt der Index quer durch alle Branchen mit 49 Punkten bei schlechter Arbeit. Gute Arbeit wird nur beim Sinn der Arbeit erreicht, 80 Punkte. Beschäftigte mit häufigem Kontakt zu Kundschaft bewerten ihre Arbeit unter dem Durchschnitt aller Beschäftigten. Sie kommen bei der Arbeitsintensität auf 46 Punkte und beim Einkommen auf 48 Punkte, was schlechte Arbeit bedeutet. Ihre Identifikation mit der Arbeit ist allerdings überdurchschnittlich hoch. Beim Sinn der Arbeit kommen sie auf 82 Punkte und sind Spitzenreiter.

Seit 2007 werden für den DGB-Index Gute Arbeit einmal im Jahr Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. Für den DGB-Index 2018 waren es bundesweit über 8.000 Arbeitnehmer*innen aller Branchen, Berufe, Einkommens- und Altersgruppen, Regionen und Betriebsgrößen.

Mehr erfahren: index-gute-arbeit.dgb.de