Bayern – Der Bayerische Rundfunk, BR, steht unter massivem Druck: Es weht der Wind der Sparpolitik. Die Vorgabe des Bayerischen Rechnungshofs, den Produktionsauftrag zunehmend auf den freien Markt zu verlagern, hatte den Beschluss der Geschäftsleitung zur Folge, dass bis 2025 insgesamt 450 Vollzeitstellen im Produktionsbetrieb abgebaut werden sollen: Der BR-eigene Produktionsbetrieb wird somit nahezu halbiert.

Der Umbau ist die politische Konsequenz aus den Forderungen der KEF, der „Kommission für die Ermittlung des Finanzbedarfs für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“. Insbesondere mit der Frage einer Beitragserhöhung ab 2021 entscheidet sich daher auch, wie der BR künftig als Arbeit- und Auftraggeber agieren kann und wird.

Zwar bemüht sich der BR um eine Lösung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließen soll. Der Wegfall der Stellen hat für die Beschäftigten und ihre Arbeitsbedingungen aber schon jetzt gravierende Konsequenzen. Vor allem massive Arbeitsverdichtung ist die logische Folge der Sparpolitik. Aber auch Umsetzungen – teils in ganz neue Aufgabenfelder – belasten die Beschäftigten. Für viele ändern sich die Arbeitsinhalte massiv, oder sie müssen sich sogar in gänzlich neue Tätigkeiten einarbeiten. Trotz langer Erfahrung haben viele in ihrem Beruf keine Perspektive mehr – zumindest nicht im BR.

Auch für die freien Journalisten spitzt sich die Situation zu. Durch den neuen Ausspielweg „online“ wird ein deutlich erweitertes Kompetenz- und Qualifikationsspektrum abgefordert. Zudem trifft auch sie der Personalabbau des Produktionsbetriebs. Sie sollen zunehmend Produktionstätigkeiten wie Dreh und Schnitt übernehmen und damit die mehrköpfigen Produktionsteams, auf die sie bisher zurückgreifen konnten, allein ersetzen. Sie müssen sich nun in Bereichen weiterbilden, in denen sie bisher keine Erfahrungen und Kompetenzen haben. Insbesondere bei tagesaktueller Berichterstattung steigt dadurch der Stress immens. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand wird gewarnt, dass die Arbeitsverdichtung sich langfristig auch in der Qualität niederschlagen könnte.

Gute und intensive Recherche benötigt Zeit und kreative Freiräume – diese zu schaffen wird immer schwerer, wenn man nebenher noch mit einer Kamera jonglieren und den Termin am Schnittplatz buchen oder sogar selbst schneiden muss. Es ist nun an der Politik, sich zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu bekennen und eine zukunftsträchtige Finanzierung hinsichtlich seines Auftrags zu sichern. Nur so kann langfristig qualitativ guter Journalismus und letztlich gutes Programm erhalten bleiben. Zu Bedingungen, die eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks würdig sind. Annette Greca