Ausgabe 03/2019
Schluss mit #unbezahlt
Dresdner Azubis an der Uniklinik wollen Ausbildungsvergütungen erstreiten
Die 109 Auszubildenden der Physiotherapie vom Universitätsklinikum Dresden sind von den derzeit laufenden Tarifverhandlungen ausgeschlossen. Obwohl seit Oktober 2018 auch für Auszubildende in den betrieblich-schulischen Ausbildungsberufen eine Ausbildungsvergütung tarifvertraglich geregelt ist, gehen sie noch leer aus. Der Grund: Ihr Arbeitgeber ist nicht im Arbeitgeberverband. Deshalb profitieren sie nicht von den Regelungen, die ver.di mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder ausgehandelt hat.
Niklas Uebe ist im dritten Jahr seiner Physiotherapieausbildung. Seit dem ersten Jahr gehört er der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) an. Als in Düsseldorf an der Uniklinik das Projekt #unbezahlt gestartet wurde, hatte er die Idee, auch in Dresden in seiner Ausbildungsklinik nach Verbündeten zu suchen. Denn es ist für ihn nicht hinnehmbar, dass Auszubildende, die unter Haustarifverträge fallen, keine monatliche Vergütung erhalten und deshalb komplett von den Eltern abhängig sind oder neben der Ausbildung arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der Arbeitgeber in Dresden erteilte dem Ansinnen der Azubis in den ersten Verhandlungsrunden eine Absage.
Niklas Uebe und Laura Schöpke sind die Aktiven unter den Jugendlichen am Uni-Klinikum, die sich um Aufnahme in die Verhandlungsrunde bemühen. Sie haben Kontakt zu ver.di aufgebaut und mit der ver.di-Jugendsekretärin Jane Fischer ihre Aktionen abgestimmt und auch Anregungen erhalten.
„Wir bemühen uns derzeit im Landesbezirk, wo die meisten Kliniken Haustarifverträge haben, um Regelungen für die Auszubildenden im Projekt #unbezahlt“, sagt Jane Fischer.
In den Ausbildungsklassen der Physiotherapeuten sind von den 109 Azubis schon 42 in ver.di eingetreten. Sie haben inzwischen auch begriffen, dass sie etwas tun müssen, um ihre Arbeitgeber dazu zu bringen, die Auszubildendenvertretungen am Verhandlungstisch zuzulassen, sagt Niklas Uebe. Die Klinikleitung komme aber immer wieder mit der gleichen Absage, sie könne sich die Ausbildungsvergütung nicht leisten. Dabei sei doch längst geklärt, dass die Refinanzierung über die Krankenkassen laufe, betont Niklas.
In der Uniklinik Dresden werden seit fast 100 Jahren Physiotherapeuten ausgebildet, die Klinik ist stolz auf diese Tradition. Davon werden aber jedes Jahr nur fünf bis sechs Azubis übernommen, denn die Klinik bilde weit über ihren Bearf aus, sagt Niklas. Das sei zwar ein starkes Argument für die Arbeitgeber, doch die Ungleichbehandlung der Auszubildenden beim Lohn sei gleichfalls ein starkes Argument und müsse aufhören. Er fährt nebenbei am Wochenende Taxi, um sein Auskommen zu verbessern. Die Hälfte der Auszubildenden in seinen Klassen arbeitet nebenher.
Nilklas und die anderen sprechen mit Unterstützung von ver.di jetzt alle Azubis darauf an, sich an den Aktionen zu beteiligen. Geplant ist, sich im Landesbezirk besser mit anderen JAVen und Tarifkommissionen zu vernetzen, damit es eine Ausbildungsvergütung für alle gibt.
Auch in den Berufen Medizinisch-Technische Assistenz, Diätassistenz, Logopädie, Ergotherapie und Orthoptik sei die Problemlage ähnlich, sagt Jane Fischer. „Für uns ist das ein Schwerpunkt. Wir wollen erreichen, dass in den Tarifverhandlungen die Ausbildungsvergütungen auch für diese Berufsgruppen zur Tagesordnung gehören.“
Die Verhandlungen an der Uniklinik in Dresden sind ein Auftakt, die Azubis wollen auch danach nicht locker lassen.