Bei der Eröffnungsveranstaltung des 5. ver.di-Bundeskongresses in Leipzig am 22. September 2019 hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, SPD, sich bei den Gewerkschaften für ihren Einsatz für Offenheit, Freiheit und Solidarität bedankt. Davon lebe die Demokratie. Dafür leisteten die Gewerkschaften einen Dienst, denn sie seien mehr als Schönwettervereine und Tarifmaschinen.

Steinmeier würdigte ver.di als „durch und durch politisch“, hob aber hervor, dass die Dienstleistungsgewerkschaft Tarifverhandlungen nicht politisiere: „Sie sind überparteilich, aber sie ergreifen Partei für ein solidarisches Land.“ Mit Blick auf die ver.di Jugend, die ihn in orange-roten Seerettungswesten und mit dem Transparent „Im Mittelmeer ertrinken die Menschenrechte“ begrüßt hatte, sagte Steinmeier, es sei wichtig, dass Solidarität nicht an den Grenzen halt mache. Er bekräftigte seine Aussage, dass man Italien nicht mit der Aufgabe, über das Mittelmeer Geflüchtete aufzunehmen, allein lassen dürfe.

Der Bundespräsident würdigte in seiner Rede auch den scheidenden ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske, den er schon seit über 25 Jahren aus gemeinsamen Zeiten in Hannover kenne: „Frank Bsirske war ver.di und ver.di war Frank Bsirske.“ Dennoch sei ihm um die Zukunft der Organisation nicht bange, da in einer Demokratie wichtige Institutionen nicht allein von einzelnen Menschen abhängen. „Die Mitglieder tragen ver.di und werden ver.di weitertragen – auch mit neuen Frauen und Männern am Ruder“, ist sich der Bundespräsident sicher. „ver.di, wie gut, dass es Euch gibt“, lautete sein Fazit.

Starke Stücke

Musikalisch gestaltet wurde die Eröffnungsfeier von der Band Grandbrothers & Ensemble, teils gemeinsam mit Aeham Ahmad, der als „Pianist aus den Trümmern“ durch sein Klavierspiel im Flüchtlingslager Jarmuk bekannt geworden ist. Mittlerweile lebt er in Deutschland. Auch die Satirikerin Lisa Catena unterhielt die Delegierten und Gäste mit ihrem Blick auf eine digitalisierte Zukunft.

Mit der bunten Feier erklärten der scheidende ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske und die ebenfalls ausscheidende Vorsitzende des ver.di-Gewerkschaftsrats, Monika Brandl, den Kongress für eröffnet. Bereits in ihrer Begrüßung hatten die beiden ver.di als meinungs- und diskussionsfreudig gewürdigt. Ein guter Grundstein für die Debatten in den folgenden sechs Tagen, in denen es nicht nur darum ging, einen neuen Vorstand zu wählen, sondern auch die ver.di-Politik der kommenden vier Jahre festzulegen. Zur Beratung lagen über 1.000 Anträge vor. „Zukunftsgerecht“ lautete das Motto des Kongresses – also Herausforderungen zu erkennen und ihnen gerecht zu werden, für Arbeitnehmer*innen und für soziale Gerechtigkeit in diesem Land. Heike Langenberg