Mit Gästen aus Ost und West wurde ein unvergesslicher Moment in Erinnerung gerufen: Am Abend des 9.November 1989 kündigte das damalige SED-Politbüromitglied Günter Schabowski die Grenzöffnung und freien Reiseverkehr an. Auf einem Missverständnis beruhend, war von ihm auf Nachfrage eines Journalisten zum neuen DDR-Reisegesetz zu hören: "Das trifft nach meiner Kenntnis..., ist das sofort..., unverzüglich".

Diana Markiwitz, Geschäftsführerin des ver.di-Bezirks Schwerin, moderierte am 9. November 2019 die Veranstaltung zu 30 Jahren Mauerfall und fragte bei ihren Gästen nach: "Wo warst du an diesem Abend? An welche Gedanken und Gefühle erinnerst du dich?" Der ganz persönliche Rückblick von Anneliese Knop und Jana Reise aus Neubrandenburg, Berith Jordan aus Lübeck und der Autorin Elke Ferner aus Schwerin war berührend. Auch 30 Jahre nach diesem einschneidenden Ereignis erscheinen die Empfindungen zwischen Freudentaumel, Euphorie, Ungläubigkeit und Hoffnung, aber auch Angst und Sorge ganz frisch.

"Ich war voller Adrenalin, voller Enthusiasmus und wollte feiern. Mit der Grenzöffnung war klar, dieser Schritt hat geklappt und jetzt geht's weiter", erzählte Jana Reise. Anneliese Knop dagegen berichtete, dass sie sich bei aller Freude auch um die weitere Entwicklung und die Zukunft ihrer Kinder sorgte.

Die DDR war und bleibt ein Stück Identität ihrer einstigen Bewohner*innen. Egal, ob Frauen oder Männer, Junge oder Alte, erlebte ein Jeder diese Zeitspanne anders. Neben der Bewältigung des täglichen Mangels, der in den 80er Jahren immer deutlicher wurde, zeigten die Menschen ihr Improvisationstalent. Elke Ferner hatte aus ihrem Buch "Ein Leben in der DDR und eins danach" Kurzgeschichten aus dem Alltag der DDR mitgebracht. Diese Alltagsgeschichten konnten durch ganz praktische Erfahrungen aus den Wendejahren ergänzt werden.

"Es waren nicht nur Reisefreiheit oder das Versprechen blühender Landschaften, sondern auch die Treuhand, die abwickelt, gebrochene Biografien und Arbeitslosigkeit", beschrieb Diana Markiwitz das Prägende dieser Zeit. Neben einheitlichen Arbeitszeiten oder der Vereinbarkeit von Arbeit und Leben gehe es heute darum, miteinander Arbeitswelt und Gesellschaft friedlich, gerecht und demokratisch zu gestalten. Mehr voneinander lernen, mehr aufeinander hören und mehr Solidarität sollten Kraft und Zuversicht geben. "Die Grenze verläuft heute nicht mehr zwischen Ost und West, sondern zwischen oben und unten", sagte Jana Reise abschließend.