Hartnäckigkeit zahlt sich gleich mehrfach aus – das erfuhr jetzt der Betriebsrat der Duisburger Ikea-Niederlassung hautnah: Erst setzte das rührige Gremium um die Vorsitzende Sonja Everts Regelungen zur Erhöhung der Stundenkontingente von Teilzeitkräften und zur Begrenzung der Befristungsquote sowie die Korrektur eines Teils der Eingruppierungen durch. Und dann gab es dafür im November den Sonderpreis "Fair statt prekär" des von der Fachzeitschrift "Arbeitsrecht im Betrieb" im Bund-Verlag ausgelobten Deutschen Betriebsrätepreises.

"Wir sind megastolz, weil dieser Preis vom Publikum verliehen wird, das beim Betriebsrätetag natürlich vor allem aus unseren Kolleginnen und Kollegen, also Leuten vom Fach, besteht", sagt Sonja Everts. Sie und ihre Mitstreiter*innen hatten sich schon sehr über die Nominierung für den Betriebsrätepreis gefreut, mit dieser besonderen Ehrung aber überhaupt nicht gerechnet. Ausgezeichnet wurde nicht zuletzt der lange Atem, den die Arbeitnehmervertreter*innen bei der Durchsetzung ihrer verschiedenen Vorhaben ab 2016 bewiesen.

Rahmen geschaffen

Die Voraussetzung für höhere Stundenkontingente der Teilzeitkräfte hatte der Ikea-Gesamtbetriebsrat mit einer Rahmenregelung geschaffen. Die Betriebsräte der einzelnen Häuser mussten anschließend noch verbindliche Vereinbarungen mit den jeweiligen Geschäftsleitungen aushandeln. In Duisburg kamen am Ende Erhöhungen der Stundenzahlen von zuvor oft nur 87 Monatsstunden auf 120 bis 140 Stunden für Teilzeitkräfte zustande. "Eine wichtige Regelung, denn mehr als die Hälfte unserer 320 Mitarbeiter*innen im Haus arbeitet Teilzeit", so die Betriebsrats- vorsitzende.

Höher eingruppiert

Inzwischen versuche der Arbeitgeber allerdings, generell mehr Teilzeitkräfte einzustellen, was nicht der Vereinbarung entspricht. Doch seit den zurückliegenden Verhandlungen sei das Verhältnis zur Geschäftsleitung deutlich verbessert, sodass solche Probleme leichter angesprochen werden können. Die Befristungsquote wurde bei den Verhandlungen auf zehn Prozent begrenzt, wodurch bei Neueinstellungen regelmäßig ein Teil der länger Beschäftigten unbefristete Verträge erhält.

Der größere Brocken bestand bei den Verhandlungen jedoch in der Korrektur eines Teils der Eingruppierungen von Beschäftigten vorwiegend im Logistikbereich. Hier zeigte der Arbeitgeber lange keinerlei Bereitschaft zum Einlenken. Letztlich entschied das Landesarbeitsgericht Düsseldorf, dass die körperliche Belastung der Logistikmitarbeiter*innen eine Arbeitsleistung darstelle, die höher als zuvor eingruppiert werden müsse. Der Betriebsrat setzte schließlich sogar eine Nachzahlung an alle Betroffenen rückwirkend für 18 Monate durch.

Zudem profitieren auch Beschäftigte anderer Ikea-Häuser in Nordrhein-Westfalen, für die derselbe Tarifvertrag gilt, von dieser Höhergruppierung. Für Sonja Everts und ihre Betriebsratskolleg*innen ist es ein besonders schönes Beispiel dafür, dass sich nachhaltiges Engagement in barer Münze auszahlen kann.

Preis in Bronze

Die Auszeichnung in Bronze ging an die Konzernschwerbehindertenvertretung und den Konzernbetriebsrat der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) für eine Konzernbetriebsvereinbarung zur Inklusion. Die neue Vereinbarung gilt für den gesamten Konzern und schafft langfristige Sicherheit für alle Mitarbeiter*innen. Auf der Arbeitgeberseite weckt sie das Bewusstsein für die Fähigkeiten von leistungsgewandelten Beschäftigten. Der Betriebsrat konnte damit die Aufmerksamkeit und Akzeptanz für das Thema Inklusion stärken.

Weitere Infos und die Ausschreibung für den Deutschen Betriebsrätepreis 2020 sind auf der Website des Bund-Verlages zu finden: dbrp.de

Deutscher Personalrätepreis verliehen