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Die ver.di-Bildungsstätte in Undeloh soll im September wieder öffnenFoto:Kai Herschelmann

Die neun ver.di-Bildungszentren mussten Mitte März schließen. Die Einschränkungen in Folge der Corona-Pandemie machten den Seminarbetrieb unmöglich. Mittlerweile wurden die Einschränkungen gelockert und nach und nach haben im Sommer die Häuser wieder geöffnet. Als letzte sollen Anfang September noch Brannenburg in Bayern und Undeloh am Rande der Lüneburger Heide öffnen. Von Seminarabsagen geht Ringo Bischoff, Leiter des Bereichs Gewerkschaftliche Bildung und Bildungszentren beim ver.di-Bundesvorstand, nicht aus, zumindest dann nicht, wenn die Nachfrage bei den Teilnehmenden groß genug ist. Allerdings könne es vereinzelt zu Verlegungen in andere Häuser kommen.

"Sicherheit wird groß geschrieben", sagt Bischoff. Daher könne es auch zu Veränderungen in den Abläufen in den einzelnen Häusern kommen. Neben den räumlichen Gegebenheiten in den verschiedenen Bildungszentren müssten die unterschiedlichen und sich immer wieder ändernden Vorgaben in den einzelnen Bundesländern beachtet werden. Ob bei den Mahlzeiten oder den Seminaren, immer werde dafür gesorgt, dass die notwendigen Einschnitte effektiv, aber so gering wie möglich seien. So könne es sein, dass Mahlzeiten in zwei oder drei Schichten eingenommen werden, Tischservice das Buffet ersetzt oder das Abendprogramm umgestellt wird.

"Auch wenn wir dafür Einschränkungen in Kauf nehmen müssen, ist uns ein Haus mit Leben lieber als weitere monatelange Schließungen", sagt Bischoff. Die Reaktionen der Teilnehmer*innen seien bisher weit überwiegend positiv, die meisten hätten großes Verständnis für die notwendigen Maßnahmen. "Man spürt, dass die Menschen wieder zusammenkommen wollen", so der Gewerkschafter.

Als erste Bildungsstätte wurde Mitte Juni die in Mosbach wieder geöffnet. Hier hatte ver.di die Schließzeit für den ohnehin geplanten Umbau von Zimmern genutzt. Doch ein geschlossenes Bildungszentrum bedeutet nicht, dass es nichts zu tun gibt. So wurde die Zeit für eine Grundreinigung der Häuser genutzt. Aber auch die Wasserleitungen müssen wegen sonst drohenden Legionellenbefalls regelmäßig gespült, Rechnungen bezahlt und die Außenanlagen gepflegt werden. Einige der Beschäftigten haben die Corona-Telefonhotline des ver.di-Bundesvorstands unterstützt, teilweise fiel dennoch Kurzarbeit an.

"Die Leitungen der Bildungszentren haben zusammen mit den Beschäftigten einen guten Job gemacht", sagt Bischoff. Mittlerweile finden in den Bildungszentren wieder Tagungen und Seminare statt. Auch dort Urlaub zu machen ist bei freien Kapazitäten wieder möglich – natürlich auch mit den vorgegebenen Einschränkungen.

Als bundesweiter Bildungsträger von ver.di bietet ver.di Bildung und Beratung (ver.di b+b) Seminare für die Mitglieder von Interessenvertretungen an – zu 100 Prozent als Präsenzseminar. "Von Mitte März bis Anfang Juni haben wir kein solches Präsenzseminar durchführen können", sagt Ralf Wilde, Geschäftsführer von ver.di b+b. Aber der Bildungsträger finanziert sich zu 100 Prozent über Seminargebühren und darf aufgrund der Rechtsform als gemeinnützige GmgH keine großen Rück- lagen bilden.

Zwar habe man, so Wilde, schnell kürzere Online-Seminare aufgebaut. Die konnten aber den Ausfall der üblichen Seminare nicht kompensieren. Inhaltlich ging es bei den neuen Formaten zum Beispiel um arbeitsrechtliche Fragen rund um Corona. Auch die zweistündige Einführung für die Teilnehmer*innen an der Corona-Telefonhotline des ver.di-Bundesvorstands hat ver.di b+b abgehalten.

Seit Mitte Juni hat ver.di b+b langsam seine Präsenzseminare wieder aufgenommen, erst mit niedrigen Teilnehmerzahlen von sieben bis acht Teilnehmenden, nach und nach werden sie auf 10 bis 15 Teilnehmende gesteigert. "Das läuft langsam an, wir sammeln dabei unsere Erfahrungen" sagt Wilde. Er hofft, dass es keinen erneuten Lockdown geben wird. Dennoch geht er davon aus, dass der Seminarbetrieb auch im kommenden Jahr noch eingeschränkt sein wird.

"Wir haben uns schon vor Corona mit den Möglichkeiten von Online-Seminaren befasst", sagt Wilde. Dabei ging es um Mischformen von Präsenz- und Onlineveranstaltungen, aber auch um digitale Tools oder reine Online-Seminare. Diese Entwicklung hätten die Veränderungen durch die Pandemie enorm beschleunigt.

Das bestätigt auch Ringo Bischoff. Viele Vorbehalte gegen diese Form der Wissensvermittlung seien in der Krise "weggepurzelt". Allerdings, so ist seine Einschätzung, könnten diese Angebote eher flankierend sein. Eine einwöchige Grundlagenqualifikation könne man nicht mal eben ins Netz verlegen. Aber zwei- bis vierstündige Ergänzungen, zum Beispiel zur aktuellen Rechtsprechung zu einem bestimmten Thema, könnten auch online angeboten werden. Damit seien die Teilnehmenden flexibler, einige ersparen sich eine unter Umständen lange Anfahrt. "Wir haben auch festgestellt, dass wir mit Online-Angeboten neue Zielgruppen er- reichen können", sagt Ringo Bischoff. Und es nehmen vor allem mehr Frauen an Online-Angeboten teil als zuvor an Präsenz-Seminaren. Heike Langenberg bildungsportal.verdi.de verdi-bub.de