Ausgabe 06/2020
Herrlich ostalgisch
Die größte deutsche Insel ist auch in Zeiten von Corona die ideale Wahl, wenn man sich für den Norden entscheidet. Außerhalb der Saison, die es eigentlich seit Jahren gar nicht mehr gibt, stehen die Chancen gut, einen Urlaubsplatz zu bekommen.
So hieß es auch schon in der DDR, denn der FDGB, der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund, hatte bereits in den 1950er Jahren beschlossen, gemeinsam mit der Staatsregierung Feriendörfer am nördlichen Bakenberg auf Rügen zu errichten. Die Volkseigenen Betriebe (ZNK) Plast Elast Berlin und VEB Rationalisierung Gera stellten dort Urlaubsplätze für ihre Werktätigen zu Verfügung. Einfache Hütten, ausgestattet mit dem Nötigsten, direkt hinter der Düne am menschenleeren Strand. Diese Feriendörfer existieren 30 Jahre nach der Wende immer noch, inzwischen unter privater Regie in renovierter Ausführung. Die Preise für eine Unterkunft liegen bei etwa 40 Euro pro Übernachtung und sind bei einer Viererbelegung ein echter Schnäppchenpreis.
Eine frühzeitige Reservierung ist zwar unbedingt zu empfehlen, aber wir haben im Juni 2020 noch kurzfristig eine Zusage für zehn Tage bekommen. Wie 2004 waren wir in der Feriensiedlung "Schwalbennest" untergebracht, mitten im Waldgebiet hinter der Düne mit direktem Zugang zum offenen Meer. Die Häuser sind mittlerweile im Wohnbereich renoviert und mit neuen Fußböden und neuen Möbeln ausgestattet. Die Sanitäranlagen wurden in einen topmodernen Zustand versetzt. In unserem ersten Urlaub 2004 durften wir noch im "Originalzustand" wohnen, was heute schon wieder Kult wäre.
Beste Adresse in ganz Nordrügen
Die zur Ferienanlage gehörige Gaststätte mit großem Außenbereich, die auch gleichzeitig als Anmeldung und Rezeption gilt, kann sich immer noch als beste Adresse in ganz Nordrügen auszeichnen. Kross gebratener Dorsch mit herrlich leckeren Bratkartoffeln und ein frisch gezapftes Lübzer Pils lassen unser Urlaubsherz höher schlagen.
Da wir wie vor Jahren schon mit der Bahn angereist sind, haben wir die Fahrräder dabei und erkunden bei jeder Gelegenheit die nähere Umgebung. Man kann aber in der Feriensiedlung auch gute Räder ausleihen, genauso wie im angrenzenden Campingresort "Regenbogencamp".
Im nahegelegenen "Betriebsferienlager Gera" wohnt man mindestens genauso gut, dort werden zu den renovierten Hütten, die sich aber noch zu 80 Prozent im DDR-Originalzustand befinden, neuerdings auch die Kultwohnwagen "Queck u. Co" und ein Trabant mit Dachzelt "Sachenruh" als Domizil angeboten. Herrlich ostalgisch auch das Ambiente.
Als unbedingte Ausflugsziele, die mit dem Rad nah zu erreichen sind, wären der Küstenort Dranske oder das berühmte Kap Arkona zu nennen. Wir erreichen beides per Pedes in wenigen Kilometern, gekrönt mit herrlicher Aussicht auf Kornblumenfelder und Steilküste. Abends kann man von Juni bis September im nahe gelegenen Örtchen Kuhle ein Kino besuchen, untergebracht auf dem Gelände des ehemaligen Gutsparkes. Im Zirkuszelt werden zu drei verschiedenen Tageszeiten ausgewählte Filme gezeigt. Vor oder nach der Vorstellung kann man noch am Lagerfeuer verweilen. Wir haben Urlaub und machen davon selbstverständlich Gebrauch. Es gibt für die Kinder Hängematten und sogar eine Seilbahn.
Der nächste Supermarkt ist wenige Kilometer in Altenkirchen anzutreffen und bietet alles an, was der Urlauber und die Urlauberin noch zum Glücklichsein braucht. Wir zumindest hatten die nötige Auszeit, um die Wochen mit dem und um den Virus kurzzeitig zu vergessen. Und konnten einfach nur mit Wind und Wellen die Seele baumeln lassen. Einmal Rügen – immer wieder Rügen.
Anreise mit der Bahn
Z.B. Frankfurt – Binz ab 29 Euro + extra Fahrkartenbuchung für Fahrräder ca. 9 Euro
Unterkunft
Ferienanlagen am Bakenberg betriebsferienlager-gera Nonnewitz 17 18556 Dranske/Rügen
Feriensiedlung Schwalbennest Nonnewitz 21 18556 Dranske/Rügen E-Mail