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Corona hat den Online-Handel angetrieben – und den Paketdienst auchFoto: Sven Darmer/DAVIDS

"Viele Zustelltouren waren im Lockdown stark belastet. Der Post geht es wirtschaftlich gut. Da können wir auch unseren Anteil und mehr Lohn erwarten. Dafür habe ich gestreikt", sagt David Kaye, Zusteller im Zustellbezirk Sangerhausen und ließ am Streiktag die Postspinde und Postbehälter leer. So wie er sahen es auch andere Postlerinnen und Postler. 22.000 Beschäftigte der Deutschen Post AG haben sich im September an sechs Streiktagen und über 300 Standorten an Warnstreiks beteiligt. Das hat gewirkt.

Dabei sah es bis zur zweiten Verhandlungsrunde nicht nach einer baldigen Einigung aus. Im Gegenteil: In den vorangegangenen Runden war ver.di einem Tarifabschluss "keinen Millimeter näher gekommen", sagt die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis vor der dritten Runde. Sie begründet die Forderungen mit der guten Situation der Post AG, die ihren Gewinn im ersten Halbjahr bei Post und Paketen um knapp 50 Prozent steigern konnte. Die Botschaft an die Arbeitgeber war klar: Die Beschäftigten müssen für ihre herausfordernde und engagierte Arbeitsleistung mit einer ordentlichen und nachhaltigen Lohnerhöhung wertgeschätzt werden. Dafür wird gestreikt.

Auch Jan Kutschat, Fahrer beim Briefzentrum Halle, machte beim Warnstreik mit und ließ Briefe und Pakete ruhen. "Die Arbeitgeber haben uns nichts angeboten. 1,5 Prozent standen im Raum. Das war ein Witz", sagt er. Zumal die Belastungen der letzten Monate höher als sonst gewesen seien. "Es war wesentlich mehr zu tun. Die Autos waren voll." Mit Abstand und Schutzmaske stellte er sich vors Briefzentrum und freut sich nun über den Abschluss. "Das Ergebnis ist super."

ver.di und die Deutsche Post AG haben sich in der dritten Verhandlungsrunde für die bundesweit rund 140.000 Tarifbeschäftigten auf eine Entgeltsteigerung von 5 Prozent in zwei Stufen geeinigt, die Auszubildenden-Vergütungen steigen deutlich und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen wurde bis zum 31. Dezember 2023 verlängert. "Das ist ein gutes Verhandlungsergebnis, das für die Beschäftigten eine nachhaltige Lohnerhöhung, Sicherheit und Perspektive bringt. Ohne das starke Engagement unserer Mitglieder wäre dies so nicht möglich gewesen", erläutert die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis das Ergebnis.

Pluspunkt Einmalzahlung

Im Einzelnen sieht das Tarifergebnis eine Lohnerhöhung von 3 Prozent zum 1. Januar 2021 und weiteren 2 Prozent zum 1. Januar 2022 vor. Die Vergütungen für Auszubildende und dual Studierende steigen zum 1. Januar 2021 um 50 Euro monatlich; zum 1. Januar 2022 erhöhen sie sich um weitere 40 Euro. Zur Würdigung des Engagements besonders in den letzten Monaten erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro. Teilzeitbeschäftigte mit einer Wochenarbeitszeit über der Hälfte der Wochenarbeitszeit einer Vollzeitkraft erhalten ebenfalls die volle Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro; Teilzeitbeschäftigte mit einer Wochenarbeitszeit bis einschließlich der Hälfte der Wochenarbeitszeit einer Vollzeitkraft erhalten einmalig 150 Euro. "Damit profitieren Teilzeitbeschäftigte überproportional von der Einmalzahlung", so Kocsis. Auszubildende und dual Studierende erhalten einmalig 150 Euro.

Zudem wird die Postzulage für Beamte bis zum 31. Dezember 2022 fortgeschrieben. Darüber hinaus wird der Schutz vor der Fremdvergabe von Zustellbezirken um ein Jahr bis zum 31. Dezember 2021 verlängert. Die bestehende Wahloption für Beschäftigte, Lohnerhöhungen in Freizeit umzuwandeln, ist auf bis zu 202 Stunden im Kalenderjahr erweitert. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 28 Monaten bis zum 31. Dezember 2022.