Nordrhein-Westfalen – Die Beschäftigten der Handwerkergesellschaft TSP (Technik, Service, Plus) in Nordrhein-Westfalen (NRW) wollen Tariflohn. Dafür streiken sie. Ihre Gesellschaft ist mehrheitlich, zu 51 Prozent, im Besitz der ehemals landeseigenen Landesentwicklungsgesellschaft LEG; seit 2008 ist sie privatisiert, seit 2013 an der Börse. Eine Auflage des Landes NRW war eine Sozialcharta mit Pflicht zur Tarifbindung, die zehn Jahre galt.

Seit dem Vorstandswechsel bei der LEG vor zwei Jahren und der Beendigung der Sozialcharta hat sich der Druck auch auf die TSP erhöht, sagt Andrea Becker, bei ver.di für die Tarifverhandlungen bei der LEG und der TSP zuständig. "Seither bläst uns ein härterer Wind ins Gesicht. Und während die Wohnungswirtschaft Rekordgewinne einfährt, sagt man den Handwerkern, es sei kein Geld da." Zwar habe ver.di für die LEG gerade einen Tarifvertrag abgeschlossen, doch andere Wohnungsgesellschaften machen vor, wie Tarifflucht funktioniert. Beispielsweise habe Vonovia neue Gesellschaften ohne Tarifbindung gegründet, inzwischen gebe es dort kaum noch Beschäftigte,für die ein Tarifvertrag gilt.

Die TSP, die es seit 2016 gibt, dürfe deshalb nicht für die LEG zum Einstieg für den Ausstieg aus dem Tarifvertrag werden, so Becker. Für ihre langfristige Sicherheit brauchen die Beschäftigten einen Tarifvertrag. Sie wollen auch auf Dauer, dass die Wohnungen nicht nur schön werden, sie erwarten für ihre Arbeit auch schöne Löhne. Und die gibt es verlässlich nur per Tarifvertrag.

406 Beschäftigte arbeiten in der TSP, seit 2017 haben sie einen Betriebsrat. Die Beschäftigten kümmern sich um Heizungen, Maler- und Holzarbeiten, Sanitär- und andere Handwerksleistungen. Sie betreuen die 135.000 Wohnungen der LEG in NRW.

1,4 Millionen Euro mehr für Vorstand

Und während der Vorstandsvorsitzende der LEG, Lars von Lackum, seine maximale Jahresvergütung jüngst um über 1,4 Millionen Euro erhöht hat, will der Konzern für die aktuelle Tarifforderung für die TSP-Beschäftigten angeblich kein Geld zur Verfügung haben. Dabei beliefe sich die Tarifforderung auf weitaus weniger Geld für viel mehr Menschen, in Summe 0,9 Millionen Euro. Die TSP-Beschäftigten fordern 170 Euro mehr Lohn, 100 Euro für Azubis. Zusätzlich will ver.di einen Manteltarifvertrag verhandeln, um für die Beschäftigten sichere Rahmenbedingungen zu schaffen.

Im Februar 2020 wurde eine ver.di-Tarifkommission bei der TSP gewählt. Nun, ein Jahr später, verbuchen die Beschäftigten bereits 18 Streiktage. Die Pandemie ist für sie kein Hindernis. Sie streiken digital. Marion Lühring