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Hier geht's lang – am BER weist ein Vorfeldmitarbeiter eine Maschine einFoto: Bilan/ddp/Pool EPA

Berlin-Brandenburg – Bei der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) arbeiten 2.000 Menschen. Sie bewirtschaften die Gebäude, überwachen und warten technische Anlagen, fahren Spezialfahrzeuge und pflegen die nötige Infrastruktur, damit der Betrieb am Hauptstadtflughafen BER reibungslos funktioniert. Als 2020 Corona anrollte, blieben von heute auf morgen massenhaft Flugzeuge am Boden. Das hatte auch Auswirkungen für die FBB. Und es blieb bekanntlich nicht bei einer Welle. "Uns war klar, das wird keine temporäre Belastung", sagt der für Personal zuständige Arbeitsdirektor Michael Halberstadt. "Wir können aber nicht einfach die Infrastruktur nach unten fahren, wenn die Passagiere ausbleiben."

Den Flughafenbetrieb am Laufen zu halten, das verursacht hohe Kosten, auch wenn die Flugzeuge stillstehen. "Wir standen und stehen bis heute vor einem enormen wirtschaftlichen Problem", sagt Halberstadt, der vor seiner Tätigkeit bei der FBB Arbeitsdirektor bei den Verkehrsbetrieben in Leipzig und davor für Tarifpolitik bei ver.di verantwortlich gewesen ist. "Uns war klar, wir mussten die Personalkosten prüfen und Personal abbauen und umstrukturieren, doch wir wollten sozialverträglich agieren und keine betriebsbedingten Entlassungen", so der Arbeitsdirektor weiter.

In dieser schwierigen Situation haben ver.di und die FBB am 3. November 2020 den Zukunftssicherungstarifvertrag "Unser BER" abgeschlossen, der noch bis Ende 2022 gilt und gehalten hat, was er versprochen hat. "Der Tarifvertrag hat die Menschen am Flughafen durch ganz schwere Zeiten getragen und wird das auch weiterhin tun", betont Holger Rößler von ver.di. Er ist bei der ver.di-Fachgruppe Luftverkehr Berlin/Brandenburg für die FBB zuständig und stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der FBB für die Arbeitnehmerseite.

In dem Zukunftssicherungstarifvertrag, der weitere Tarifverträge berührt und ausbaut, geht es um vier Themen: Wirtschaftliche Entlastung, Personalumbau, Arbeitsplatzsicherheit und die Zukunft. Unter anderem wurde für zwei Jahre die Entgelttabelle eingefroren. "Kurzarbeit haben wir sozial abgefedert und das Entgelt auf 90 Prozent bzw. 95 Prozent für Alleinerziehende aufgestockt", erläutert Halberstadt. Geplant sei bis 2025, die benötigte Arbeitsplatzreduzierung sozialverträglich durch normale Fluktuation und Altersteilzeit zu realisieren. Arbeitsplatzsicherheit bringt der Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen.

Auszeit und Teilzeit statt Kündigungen

Die Zahl der Auszubildenden, mindestens 30 Azubis und Dual Studierende pro Jahr sowie weitere 26 Feuerwehrleute in Ausbildung, wurde beibehalten und um die Zusage für eine unbefristete Übernahme nach der Ausbildung ergänzt. Ein zweijähriges Sabbatical für Studienzeiten inklusive 10.000 Euro einmaliger Unterstützung und Rückkehrrecht wurde möglich gemacht. Zudem ist eine verkürzte Auszeit möglich, um sich um persönliche Belange zu kümmern. Auch Teilzeit wird gefördert und gerade für den Schichtdienst in zwei Schichtmodellen erprobt. In Summe ist die FBB mit 2.285 Vollzeitstellen gestartet und jetzt bei 2.001 angelangt, ohne die insgesamt 110 Auszubildenden.

Da jedoch niemand 2020 wissen konnte, wie es mit der Pandemie weitergeht, haben ver.di und die Arbeitgeberseite bis Anfang 2022 ein Sonderkündigungsrecht für die FBB in den Vertrag geschrieben. Davon sollte so lange kein Gebrauch gemacht werden, wie die Passagierzahlen über 14 Millionen blieben. Vor der Pandemie waren es an beiden Standorten Tegel und Schönefeld 35,6 Millionen Fluggäste, in den Pandemiejahren 2020 und 2021 brachen die Zahlen jedoch massiv ein und erreichten jeweils weniger als ein Drittel davon. Die FBB hätte also den Tarifvertrag kündigen können. "Die Geschäftsführung hat den Zukunftssicherungstarifvertrag aus Überzeugung nicht gekündigt und sich für ein soziales Signal entschieden. Sonst hätten wir ja auch den Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen mit aufgekündigt. Das wollten wir nicht", betont Arbeitsdirektor Halberstadt.

Für 2022 werde nun mit 17 Millionen Passagieren kalkuliert. "Wir wollen für den Flughafen Zukunft sehen. Fliegen ist ein Wunsch der Menschen, und wenn wir wieder im Wachstum sind, dann beginnt am Arbeitsmarkt auch wieder der Kampf um die Köpfe. Dann müssen wir als Arbeitgeber attraktiv sein. Deshalb werden wir moderne Zukunftselemente wie Ausbildung, Sabbatical, Frauenförderung oder digitales Lernen gezielt weiterentwickeln. Auch das Homeoffice bleibt erhalten", gibt Halberstadt einen Ausblick.

Holger Rößler von ver.di betont, dass es wichtig bleibt, das Personal bei der FBB abzusichern. "Dazu führen wir weitere Strategiegespräche im Aufsichtsrat", sagt er. "Unser Wunsch ist es, dass der Flughafen noch mehr Leistung selbst anbietet, anstatt an externe Firmen zu vergeben. Auch damit kann Personal gehalten und abgesichert werden", so der ver.di-Sekretär.