Amazon bekommt Gewerkschaft

USA – Beschäftigte des amerikanischen Online-Versandhändlers Amazon haben Ende März für die erste Gründung einer Gewerkschaftsvertretung auch in den USA, im Heimatland des Konzerns, gestimmt. Bei dem Votum der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines Amazon-Lagers in Staten Island im Bundesstaat New York stimmte eine Mehrheit von 2.654 gegenüber 2.131 Beschäftigten für die Gewerkschaft Amazon Labor Union (ALU). Bislang hat Amazon die Organisationsversuche seiner Angestellten in Amerika stets unterbinden können. Der Konzern steht in den USA wie auch in anderen Ländern wegen der Arbeitsbedingungen in der Kritik. Gewerkschaften und auch Politiker kritisieren immer wieder den hohen Arbeitsdruck und die permanente Kontrolle, denen die Beschäftigten in Versandlagern von Amazon ausgesetzt sind. Zuletzt war im April vergangenen Jahres ein erster Versuch der Bildung einer Arbeitnehmervertretung in einem Logistikzentrum in Bessemer im Bundesstaat Alabama gescheitert. Inzwischen hat Amazon angekündigt, gegen das Ergebnis der Abstimmung in New York vorzugehen. Angeblich hätten Gewerkschafter Beschäftigte im Zusammenhang mit der Abstimmung bedroht. Der Anwalt der Gewerkschaft weist den Vorwurf als absurd zurück. Tatsächlich musste die Wahl in Alabama im vergangenen Jahr wiederholt werden, weil Amazon sie massiv behindert hatte.

Sanktionen gegen russisch geflaggte Schiffe

Ukraine-Krieg – ver.di unterstützt die am 17. April 2022 in Kraft getretene Ausweitung der Sanktionen gegen Russland, die den Boykott von russisch geflaggten Schiffen in europäischen Häfen vorsieht. Alle notwendigen Sanktionen würden befürwortet, wenn sie dabei helfen, den Krieg in der Ukraine und das Leiden der Bevölkerung schnellstmöglich zu beenden, sagt Maya Schwiegershausen-Güth von der ver.di-Bundesfachgruppe Maritime Wirtschaft und Luftverkehr. Die Gewerkschafterin betont aber zugleich, die Maßnahmen gegen die russischen Schiffseigner dürften nicht auf dem Rücken der russischen Beschäftigten an Bord ausgetragen werden. Die Crews müssten weiterhin in den Häfen Zugang zu Nahrung und medizinischer Versorgung bekommen. Schon jetzt gebe es immer wieder Berichte von Schiffen, deren Proviant oder Frischwasser knapp zu werden drohe.

Blut an unseren Schnäppchen

Bangladesch – Wer ergattert nicht gerne ein "Schnäppchen", wenn sie/er Hosen, Shirts oder Schuhe kauft? Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) hat aufgedeckt, dass unsere bunte Warenwelt noch immer mit der Gesundheit und dem Leben von Beschäftigten in Bangladesch erkauft wird. In einem Bericht legt der IGB neue Beweise für systematische Verletzungen von Arbeitnehmerrechten in drei wichtigen Wirtschaftssektoren vor: Konfektionskleidung, Schiffsabwrackung und Leder. Sie zeigen nach Auffassung des IGB deutlich auf, wie sich die Untätigkeit der Regierung auf das Leben der arbeitenden Bevölkerung auswirkt. Interviews mit Beschäftigten vom Oktober und November 2021 enthüllen systematische Rechtsverletzungen in Betrieben in Bangladesch: unfaire Arbeits-praktiken, gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung, unsichere Arbeitsplätze, Gewalt gegen Arbeitnehmer*innen und Nichtzahlung von Löhnen und Sozialleistungen. Ein Europäisches Lieferkettengesetz könnte eine wirksame Waffe gegen die Ausbeutung insbesondere auch von Frauen und Kindern sein.