Sicherheitsfachkräfte kontrollieren an Flughäfen Passagiere und Koffer auf Waffen, Sprengstoff und gefährliche Gegenstände. Mit ihrer Arbeit tragen sie zu einem sicheren Flug bei. Trotzdem gehen Firmen in der Branche regelmäßig unnötige Sicherheitsrisiken ein, indem sie nur befristet einstellen. Für die Beschäftigten bedeuten Befristungen ständige Unsicherheit. Sie wissen nicht, wie ihre berufliche Zukunft aussieht und sind erpressbar, alles hinzunehmen.

Beispiel Deutscher Schutz- und Wachdienst (DSW), der am Flughafen Düsseldorf mit insgesamt rund 1.460 Beschäftigten die Fluggäste vor ihrem Zutritt zum Gate sowie ihr Gepäck kontrolliert. "Im Moment sind etwa 400 Kolleg*innen befristet beschäftigt, zeitweise liegt ihr Anteil an der Belegschaft auch höher", berichtet Torsten Bogula, der 2006 Gründer des Betriebsrates des DSW-Vorgängers Kötter am Standort war und seitdem der Vorsitzende des Gremiums ist. Außerdem gehört er der ver.di-Tarifkommission für die Branche an und kennt sich aus. "Wer befristet angestellt ist, muckt nicht auf und beteiligt sich nicht an Streiks, denn diese Kolleg*innen haben immer Angst, ihre Arbeit zu verlieren", sagt er.

Doch ihren Job sind viele aus dieser Beschäftigtengruppe mit dem Ende ihres auf zwei Jahre sachgrundlos befristeten Vertrages ohnehin los. Der Arbeitgeber habe ein Interesse, immer wieder neue Menschen auf dieser Basis einzustellen.

"Neue Arbeitskräfte werden in der betriebseigenen Ausbildungsakademie qualifiziert. Dafür verlangen die Sicherheitsfirmen bis zu 6.000 Euro Gebühr, die über Bildungsgutscheine der Agentur für Arbeit gefördert werden", erklärt Özay Tarim, zuständiger Gewerkschaftssekretär im ver.di-Bezirk Düsseldorf. "Diese Gutscheine, die mit Sozialversicherungsbeiträgen finanziert werden, tragen unter anderem auch zur Gewinnmaximierung des Unternehmens bei."

Besonders aufmerken lasse der Umstand, dass "Selbstzahler", die die Agentur für Arbeit nicht fördert, lediglich mit 2.000 Euro für die Qualifizierung zur Luftsicherheitsfachkraft herangezogen werden. Dank der üppigen Förderung durch die Arbeitsagentur sei es besonders interessant für Firmen der Branche, immer wieder Menschen neu zu qualifizieren, die Leistungen der Behörde beziehen und für die deshalb 6.000 Euro Gebühren berechnet werden können.

"Wer befristet angestellt ist, muckt nicht auf und beteiligt sich nicht an Streiks, denn diese Kolleg*innen haben immer Angst, ihre Arbeit zu verlieren."
Torsten Bogula, Betriebsrat DSW

Da das Geld regelmäßig fließt, ist es für DSW und andere Sicherheitsfirmen lukrativ, die ausgebildeten Kräfte nach einer zweijährigen Befristung auf die Straße zu setzen. "Drehtüreffekt" nennt Özay Tarim diesen Mechanismus, bei dem die Fluktuation der Beschäftigten gefördert werde, die es aber in einem stark sicherheitsrelevanten Bereich wie der Fluggast- und Gepäckkontrolle nicht geben dürfe.

Die Arbeitgeber spielten massiv mit den Existenzängsten der befristet Beschäftigten, sagt Torsten Bogula. "Zugleich könnte einer dieser enttäuschten Menschen sein Wissen aus dem sicherheitssensiblen Bereich des Flughafens zum Schaden des Flugbetriebs einsetzen", betont er. "Die Sicherheitskräfte sind die letzte Station der Passagiere vor dem Flugzeug. Die Sicherheit aller an Bord hängt von der Sorgfalt der Kontrolleur*innen ab."

Bei einem Termin im Bundesinnenministerium Ende Januar hätten er und weitere ver.di-Kolleg*innen die Problematik vorgetragen, aber kaum Gehör dafür gefunden. Was wäre die Lösung? Zunächst sollten Befristete fest übernommen werden, bevor neue Beschäftigte von draußen eingestellt würden, meint der DSW-Betriebsratsvorsitzende. Die Praxis mit den durch die Bundesagentur für Arbeit geförderten Bildungsgutscheinen müsse ebenfalls kritisch unter die Lupe genommen werden. Generell sollten viel weniger Kolleg*innen auf der Grundlage sachgrundlos befristeter Verträge angestellt werden, findet Torsten Bogula.

Auf wenig Resonanz trifft das Thema bisher in der Politik – weder das für Sicherheitsfragen zuständige Bundesinnen-, noch das für Befristungen und Arbeitsagentur zuständige Bundesarbeitsministerium hätten sich in der Vergangenheit sonderlich dafür interessiert, sagt Özay Tarim. Auch deshalb kämpft ver.di seit langem für eine tarifvertragliche Verbesserung der befristeten Arbeitsverhältnisse.

Im Mai wurde nun ein Manteltarifvertrag abgeschlossen, der eine neue Regelung dazu enthält. Bisher galt, dass drei Monate vor dem Ende der zweijährigen Befristung die Überprüfung einer möglichen Übernahme beginnen musste, so der ver.di-Sekretär. Diese Prüfung hätten die Firmen oft bis kurz vor Schluss der Befristung ausgedehnt, sodass die Betroffenen erst unmittelbar vor Vertragsablauf erfuhren, wie es für sie weitergeht. Mit der neuen Regelung erhalten sie einen Anspruch, drei Monate vor Vertragsende verbindlich informiert zu werden. Versäumt der Arbeitgeber die Frist, gilt automatisch die Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.

FAQ

Warum ist Hire & Fire ein Problem?

Sicherheitskräfte sind die letzte Station der Passagiere vor dem Flugzeug. Die Sicherheit aller an Bord hängt von der Sorgfalt der Kontrolleur*innen ab. Dazu werden zuverlässige gut eingearbeitete Beschäftigte gebraucht. Das ist das Gegenteil von Befristungen. Beschäftigte, die nach kurzer Zeit wieder entlassen werden, können zudem aus Enttäuschung ihr Wissen zum Schaden des Flugbetriebs einsetzen.