An den Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen wurde diesen Sommer lange gestreikt. In den Jahren zuvor auch an anderen Kliniken. Das haben die Beschäftigten ganz sicher nicht gerne gemacht. Bei der Lufthansa wurde ebenfalls gestreikt. Und das mitten in der Hauptreisezeit und im bereits vorhandenen Chaos. Auch das hätten sich die Beschäftigten gerne erspart. Es ging aber nicht anders. Die Arbeitgeber zögerten einfach zu lange. Und so geht es immer weiter: Schon bald beginnen die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst, bei der Post und anderen. Nirgends wird es vermutlich konfliktfrei zugehen.

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Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publikFoto: Renate Koßmann

Einige Medien titeln bei Arbeitsniederlegungen gerne empört: Die Streiks seien brutal oder unmenschlich, gar egoistisch und überhaupt nicht nötig. Dabei verkennen sie, dass die Beschäftigten eigentlich nicht streiken wollen, dass ihnen ihre Arbeitgeber aber keine andere Wahl lassen. Wenn es am Verhandlungstisch nicht vorangeht, dann bleibt nur die Arbeitsniederlegung als letztes Mittel. Warme Worte reichen eben nicht für die nächste Gasrechnung oder den Einkauf im Supermarkt.

Das Streikrecht ist vom Grundgesetz her geschützt. Das ist gut so! Es ist aber nicht nur legitim, sondern auch folgerichtig, wenn Gewerkschaften zum Streik aufrufen, um bessere Löhne zu erkämpfen, weil Arbeitgeber mal wieder am Verhandlungstisch mauern. Genauso sinnvoll ist es, Mitglied einer Gewerkschaft zu werden und sich zu organisieren. Ja, auch für den nächsten Streik. Nur viele Menschen können viel verändern.

Streikende zu beschimpfen, ist dagegen zu kurz gedacht. Hätte niemals jemand gestreikt, dann hätten wir bis heute keinen Urlaub, keinen freien Sonntag, keine gekürzten Wochenarbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich, auch keine Lohnsteigerungen, kein Urlaubsgeld und vieles mehr. Wer sich also künftig mal wieder über einen Streik ärgert, der sollte seinen Unmut besser an die richtige Stelle richten – an die Arbeitgeber, Bosse und Manager.