Nach langem Ringen steht der erste "Tarifvertrag über die Vergütung für arbeitnehmerähnliche Personen" bei der Media Communication Systems GmbH (MCS) Sachsen. Nun arbeiten die Aktiven gemeinsam mit ver.di an einer Regelung für alle vier MDR-Enkeltöchter im MDR-Verbreitungsgebiet, die unter einem Dach vereint werden sollen.

Acht Tage hatten die sogenannten fest-freien Mitarbeiter*innen der MDR-Enkeltochter MCS Sachsen, die für den MDR in Dresden Technik und Produktionsdienstleistungen bereitstellt, gestreikt, und damit den Weg zum ersten Tarifvertrag der MSC-Firmengeschichte geebnet. ver.di-Gewerkschaftssekretär Detlef Heuke, der die Verhandlungen bei MCS führte, ist voller Hochachtung für die mutigen Freien: "Es war ein langer Weg, den wir zusammen beschritten haben. Im Herbst 2018 hatten wir uns zum ersten Mal getroffen und die Problemfelder – jahrelang stagnierende Honorare, soziale Absicherung, Urlaub – miteinander besprochen. Drei Jahre vergingen, bis im Dezember 2021 eine kleine Gruppe freier Mitarbeiter*innen in gelben Warnwesten vor dem Landesfunkhaus in Dresden erstmals streikte. Das sorgte erst für Verwunderung – den Respekt haben sich die Kolleg*innen in den Wochen und Monaten darauf hart erkämpft."

Im März 2022 begannen die Tarifverhandlungen, nach drei Runden war man sich einig. Die fest-freien Mitarbeiter*innen bei MCS bekommen 4 Prozent Honorarerhöhung, den Arbeitgeberanteil zur Pensionskasse Rundfunk in Höhe von 4 Prozent sowie eine Coronaprämie von 750 Euro (jeweils rückwirkend zum 1. Januar 2022). Das ist bei einer Inflationsrate um die 10 Prozent nicht gerade sensationell, wird so manche*r jetzt denken. "Stimmt – aber jetzt gibt es klare Regelungen, einen Rahmen für alle, auf dessen Grundlage man weitere Verbesserungen angehen kann. Wir sind am Anfang eines langen Weges", sagt Detlef Heuke. Denn der Tarifvertrag für MCS Sachsen war nur ein erster Schritt.

Jetzt bereitet sich die Tarifkommission auf Tarifverhandlungen für ein neues Firmenkonstrukt vor, das die vier MDR-Enkeltöchter MCS Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie die Media Mobil GmbH (MMG) ab 1. Januar 2023 unter einem Dach vereinen wird. Der neue Name: MCS Team GmbH mit Sitz in Magdeburg.

Getrennt verhandeln, aber zusammenhalten

In einem Schreiben an die Festangestellten der zu fusionierenden Firmen hatte die Chefetage ihnen vollmundig zugesprochen, das "wesentliche Kapital" des neuen Unternehmens zu sein. Damit fühlten sich auch die festen Freien angesprochen und forderten Kommunikation auf Augenhöhe ein. Im Team mit den Festangestellten arbeiten sie nun in der Gesamttarifkommission, haben gemeinsame Ziele formuliert und ihre Vertreter*innen in die Verhandlungskommissionen für Feste und Freie gewählt. Die Tarifverhandlungen für die MCS Team GmbH haben am 13. Oktober begonnen. "Wir verhandeln zwar getrennt, halten aber zusammen", so der Tenor der Festangestellten und freien Mitarbeiter*innen.

Auf die Tarifkommission und die ver.di-Gewerkschaftssekretäre wartet nun eine Riesenmenge Arbeit: "Wir wollen eine fusionierte MCS Team GmbH, die einen Manteltarifvertrag hat, einen Vergütungs- und einen Honorartarifvertrag", erklärt Detlef Heuke. Das sei ein Mammutprojekt. Aber er ist zuversichtlich: "Wir haben bei MCS Sachsen gute Pflöcke eingeschlagen und unseren Zusammenhalt eindrücklich demonstriert. Wir können auf Augenhöhe in die Verhandlungen mit dem Tarifpartner gehen."

Gundula Lasch