Ausgabe 07/2022
Leuchtturm für vergleichbare Konzerne
Knapp 200 der 450 Mitarbeiter*innen der TikTok Germany GmbH in Berlin haben einen Betriebsrat gewählt. Nach der gelungenen Wahlversammlung im Juli erzielte die ver.di-Liste am 12. Oktober mit überwältigender Mehrheit 9 von 11 Sitzen im Betriebsrat bei TikTok. Die beiden Konkurrenzlisten sind mit den jeweils einzigen Kandidat*innen vertreten.
"Ein tolles Ergebnis mit Signalwirkung, nicht nur für die SocialMedia Beschäftigten in Berlin, sondern sicher auch weit darüber hinaus", so der für TikTok zuständige Gewerkschaftssekretär Hikmat El-Hammouri. ver.di hofft nun, dass der Betriebsrat bei TikTok nicht nur wichtige Innovationen für die Mitarbeitenden anschieben wird, sondern auch als Leuchtturm für die Wahl eines Betriebsrats in vergleichbaren Social-Media-Konzernen sein kann.
Nach jahrelangem Hin und Her und einem gescheiterten Versuch ist es nun durch ver.di-Unterstützung gelungen, den Betriebsrat bei TikTok rechtssicher zu wählen. Er soll dabei helfen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und einen Dialog zwischen Mitarbeitenden und Geschäftsführung zu etablieren. Unter den Beschäftigten am Standort Berlin und insbesondere in den Teams der Inhaltsmoderator*innen herrscht wegen schlechter Bezahlung und stark belastenden Arbeitsbedingungen große Unzufriedenheit.
Nun beginnt die Arbeit
Viele der neuen Betriebsräte sind jung und machen ihre ersten Erfahrungen mit Betriebsratsarbeit, berichtet Kathlen Eggerling, ebenfalls für TikTok zuständige Gewerkschaftssekretärin: "ver.di wird die Kolleg*innen natürlich weiterhin begleiten und unterstützen. Der Betriebsrat beginnt ganz von vorn. Zunächst gilt es die Arbeitsstrukturen zu organisieren; zum Beispiel wann und wie trifft man sich zu Sitzungen, wie regelt man den stetigen Austausch mit der Geschäftsführung. Dann muss geklärt werden, wer sich für die Arbeit für den Betriebsrat freistellen lässt. Und ganz wichtig ist es, die Schulungen zu organisieren, um sich das notwendige Know How für eine fundierte Betriebsratstätigkeit anzueignen. Dafür ist bereits das erste einführende Seminar bei ver.di b+b beschlossen. Darüber hinaus gilt es dann, so schnell wie möglich die inhaltlichen Themen anzugehen. So ist zum Beispiel die regelmäßige Leistungskontrolle in Form der Performance Review ein wichtiges Thema für die Beschäftigten, bei dem der Betriebsrat in der zwingenden Mitbestimmung ist."
ver.di-Liste wirbt für Transparenz
Auf Monitoren und Flyern hatten die für die Wahl aufgestellten ver.di-Mitglieder für Transparenz und bessere Arbeitsbedingungen geworben und bekamen dafür den deutlichen Zuspruch der Mitarbeiter*innen. Neues Betriebsratsmitglied Sean Krusch sieht in dem Ergebnis einen klaren Auftrag: "Die Mitarbeitenden brauchen ein Sprachrohr. Der Betriebsrat kann auf dem direkten Weg mit dem oberen Management in einen Dialog treten und dafür Sorge tragen, dass die Belange der Mitarbeitenden gehört und Betriebsvereinbarungen eingehalten werden." Er und die anderen Mitglieder seien froh, dass die Zusammenarbeit letztlich so gut lief. Als erstes soll der Betriebsrat an einer transparenten Kommunikation arbeiten und dann nach und nach bessere Arbeitsbedingungen erreichen.
Podcast von "M"
Über den steinigen Weg der Beschäftigten hin zum Betriebsrat und die belastenden Arbeitsbedingungen spricht Moderator Danilo Höpfner im Podcast des ver.di-Medienmagazins "M - Menschen Machen Medien" mit Kathlen Eggerling. Dort kritisiert sie die undurchsichtigen Strukturen des chinesischen Unternehmens. Den QR-Code scannen und reinhören.
Rita Schuhmacher