Ende November und Anfang Dezember hat sich die Geschäftsleitung der Warenhauskette Galeria mit der ver.di-Bundestarifkommission (BTK) zu Gesprächen über die Zukunft des Unternehmens getroffen – das erste Mal seit dem überraschenden Antrag auf ein weiteres Schutzschirmverfahren vom 31. Oktober.

Mit der zweiten Insolvenz in Eigenverwaltung innerhalb von zwei Jahren hat die Galeria-Geschäftsleitung bei den rund 17.500 Beschäftigten massive Zukunftsängste ausgelöst. Hieß es doch nach der Beantragung des Verfahrens von Vorstandschef Miguel Müllenbach, dass ein Drittel der Warenhaus-Niederlassungen geschlossen werden müsse. Umso wichtiger war es den Vertreter*innen der Beschäftigten jetzt, Zusagen für eine Tarifvereinbarung über die Arbeitsplatzsicherheit sowie über die Höhe des Insolvenzgeldes zu erhalten, das während des Schutzschirmverfahrens von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt wird. Dennoch muss die Höhe des Insolvenzgeldes mit dem Arbeitgeber ausgehandelt werden. Obwohl die Vertreter*innen der BTK darlegen konnten, dass die regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels für die Berechnung maßgeblich sind, präsentierte die Unternehmensseite einen geringeren Wert. "Das ist schlicht eine Frechheit", kommentiert ein Kommissionsmitglied.

Die BTK-Mitglieder, zugleich langjährige Mitarbeiter*innen der früheren Warenhäuser Karstadt und Galeria Kaufhof, haben viele Ideen, wie die 131 Niederlassungen zukunftsfest werden könnten. Galeria habe eine motivierte Belegschaft, "die ihr Unternehmen auf Kurs bringen will", sagt BTK-Mitglied Alexandra Gödicke aus der Filiale Mannheim, Paradeplatz. "Es gibt zahlreiche Vorschläge aus der Beschäftigtenbefragung wie zum Beispiel lokale Ausrichtungen, Warensortimente, Qualifizierung, Besetzungsstruktur und vieles mehr. Wir sind bereit!"

Auf die Bedeutung der Warenhäuser für die Innenstädte macht Andrea Grisail, BTK-Mitglied aus der Galeria-Filiale Mülheim an der Ruhr aufmerksam: "Wenn alle Geschäfte schließen, gibt es nichts mehr, was die Menschen in die Städte zieht." Deshalb sei auch die Politik aufgefordert, aktiv zu werden. Das Warenhaus sei nicht tot, es müsse nur neu ausgerichtet werden.

Die BTK fordert Galeria-Eigentümer René Benko auf, in die Warenhauskette zu investieren. Thomas Vieweg aus der Filiale Nürnberg, Lorenzkirche sagt: "Wir Beschäftigte haben schon Riesensummen in die Zukunft des Unternehmens investiert." Nun sei ein "klares Bekenntnis von unserem Eigentümer zum Warenhaus" überfällig. "Dazu gehören ein Investitionsplan, damit die Standorte für die Zukunft ausgerichtet sind und marktübliche Mieten" möglich werden, damit Galeria überleben könne.

René Benko hat mit den Immobilien von Karstadt und Galeria Kaufhof prächtig verdient und kassiert an etlichen Warenhausstandorten hohe Mieten. Die BTK fordert nun "Zusagen über verbindliche Investitionssummen des Eigentümers in die Entwicklung eines stationären digitalen Handels", heißt es in einem aktuellen ver.di-Flugblatt. Die Verhandlungen gehen weiter. Gudrun Giese