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Foto: Lino Mirgeler/picture alliance/dpa

Von Gudrun Giese

Wachsende Arbeitsintensität, nicht genug Kolleg*innen im Geschäft und in der Folge immer mehr Überlastung kennzeichnen die Bedingungen für viele Beschäftigte beim Fachhändler SportScheck stationär GmbH. Das belegt die kürzlich abgeschlossene Auswertung einer Befragung mit dem DGB-Index Gute Arbeit.

"Kurz und knapp lässt sich feststellen, dass es bei uns zu wenig Leute für zu viel Arbeit gibt", fasst Andreas Kaup, Betriebsratsvorsitzender bei SportScheck in Münster, die Ergebnisse in der dortigen Filiale zusammen. 33 Kolleg*innen schultern die gesamte Arbeitslast, zu Beginn der Befragung im Mai waren es noch 41. "Tatsächlich würde der Arbeitgeber sogar neue Leute einstellen, aber im Moment ist es für alle schwer, Personal zu finden", so Kaup. Doch manche Überlastung sei auch hausgemacht, da die Beschäftigten immer mehr Tätigkeiten übernehmen müssten, die mit dem eigentlichen Beruf, der Beratung von Kund*innen, herzlich wenig zu tun hätten. "Viel Zeit geht mit der Preisauszeichnung drauf, mit der Warenverräumung, aber auch mit Anfragen aus anderen Filialen und Vorbestellungen", sagt der Betriebsratsvorsitzende.

Befragung zu guter und gesunder Arbeit

Während sich in Münster 76 Prozent der Kolleg*innen an der Befragung beteiligten, lag der Durchschnitt in allen bundesweit 16 SportScheck stationär GmbH-Filialen bei knapp 50 Prozent. Die im Mai gestartete Gute-Arbeit-Erhebung ist dabei Bestandteil des kurz zuvor abgeschlossenen Tarifvertrages Gute und Gesunde Arbeit. Sie findet in dem Unternehmensteil statt, der früher "Karstadt sports" hieß und nach der Übernahme durch den österreichischen Immobilienunternehmer René Benko mit der zuvor von der Otto-Group übernommenen Kette SportScheck 2020 zu einem Unternehmen fusionierte. Allerdings gibt es noch einige Unterschiede: So erstrecken sich die aktuelle Befragung ebenso wie alle im Zwei-Jahres-Takt folgenden ausschließlich auf die Ex-Karstadt sports-Geschäfte, für die ver.di den Tarifvertrag ausgehandelt hat.

Die von ver.di initiierte und von den Forschungsinstituten uzbonn und INIFES betreute Befragung bestätigte für alle Teilnehmerfilialen die in Münster festgestellte Überlastung: Mehr als zwei Drittel der Befragten erleben demnach Arbeitsverdichtung und zunehmende Arbeitsintensität.

Dabei sind die meisten Beschäftigten durchaus motiviert und wollen mithelfen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das dürfte auch bitter nötig sein, denn knapp die Hälfte der Befragten kann sich nicht vorstellen, unter den derzeitigen Anforderungen die Arbeit uneingeschränkt bis zur Rente ausüben zu können.

Ein paritätisch aus jeweils drei Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter*innen zusammengesetzter Steuerkreis plant nun das weitere Vorgehen. "In Workshops sollen die Ergebnisse der Befragung vorgestellt und Verbesserungsvorschläge gemeinsam erarbeitet werden", berichtet Petra Ringer aus dem ver.di-Fachbereich Handel, die hier ebenso Mitglied ist wie Betriebsrat Andreas Kaup.

Der Betriebsrat hat von seinen Kolleg*innen der Filiale in Münster mit auf den Weg bekommen, dass aus den Ergebnissen der Befragung dringend etwas Konkretes abgeleitet werden muss. "Umfragen hatten wir in der Vergangenheit schon mehrfach, aber sie blieben folgenlos. Das soll sich diesmal unbedingt ändern", so Kaup. So könnte beispielsweise die Arbeit in den Filialen besser organisiert werden, da zu oft Dinge doppelt oder gar dreifach in Angriff genommen würden. Personal müsste gezielter eingesetzt werden. Und manche Anordnung "von oben", die kurz darauf zurückgezogen werde, sollte am besten erst gar nicht gegeben werden.

Andrang bei SportScheck, doch Personal fehlt. Ein Steuerkreis soll jetzt gute Arbeit auf den Weg bringen