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Fotos: Haik büchsenschuss (screenshots)

Frank, Verwaltungsangestellter

Die Arbeit ist erfüllend geworden

Ich bin einer der vielen Public Administration Service Manager, die sich um die Probleme der Bürger*innen in der Verwaltung kümmern. Um all das, was die KI, die Künstliche Intelligenz, nicht abarbeiten kann. Das geht von der Führerscheinproblematik über ein "ich komm mit dem System nicht klar" bis hin zu "ich habe keine Lust, mit dem Computer zu reden, ich möchte mit Menschen sprechen".

Die ersten Jahre meiner Ausbildung waren ganz schön nervig. Morgens ins Büro zu kommen, schon dort die langen Schlangen der wartenden Bürger*innen zu sehen, die gehofft haben, jetzt kommt endlich jemand und bearbeitet das ganz schnell. Von wegen, wir haben nur Nummern abgearbeitet. Bei mir hat das Frust ausgelöst. Gottseidank ist das längst Geschichte.

Heute habe ich einen Arbeitsvorrat, der über Nacht reingekommen ist. Ich bestimme, wann und wo ich arbeite, mobil, im Büro oder auch draußen im Park. Ich habe da keinen Druck mehr wie früher.

Frank bekommt einen Anruf über seine digitale Brille.

"Hallo Frau Meyer, gestern Ihre Führerscheinsache? Ah, ich sehe schon, wo das Problem ist. Das können wir regeln, ich schicke Ihnen alles zu und dann haben Sie alles, was Sie brauchen. Bis bald Frau Meyer, tschüss!"

Entschuldigung, aber Arbeit geht halt vor. Das war gerade so ein schönes Beispiel dafür, was Spaß macht an meinem Job. Die Arbeit ist erfüllend geworden. Ob ich jetzt 50 Euro mehr verdiene oder weniger – das ist nicht mehr ganz so wichtig.

Zu danken haben wir den Kolleg*innen und ver.di. Wenn die nicht immer wieder den Finger in die Wunde gelegt und gesagt hätten, passt auf, ihr müsst Arbeitsbedingungen finden, die das Leben lebenswert machen.

Arbeit darf nicht krankmachen. Heute macht sie das nicht mehr.

Mein Beruf ist der Hammer

Magda, Erzieherin

Ich bin seit 2036 ECE-Managerin, also was man früher Erzieherin nannte. ECE steht für Early Childhood Education. Als ECE-Managerinnen sind wir ganzheitlich systemisch tätig. Wir arbeiten mit den Kindern und mit den Eltern, mit vielen verschiedenen Fachkräften. Wir haben auch den Schwerpunkt, die Kinder im Umgang mit den digi-talen Medien zu begleiten, und dafür sind wir auch hervorragend ausgebildet. Das können wir.

Unsere älteren Kolleg*innen erzählen immer noch von wenig Zeit für die Kinder, für die Eltern, wenig Vor- und Nachbereitungszeit, von einem Personalschlüssel von 15 Kindern auf eine Erzieherin. Undenkbar heute. Wir arbeiten 1:1, wir arbeiten in kleineren Gruppen und können daher auch mit den Kindern und nicht an den Kindern vorbei arbeiten.

Die Älteren erzählen auch von hoher Lautstärke, die dazu führte, dass sie Gehörschäden bekamen. Es gab keine ergonomischen Stühle oder andere Hilfsmittel. Da kann man sich vorstellen, dass die super oft krank waren und die anderen dann die Belastung hatten und mit 30 Kindern arbeiten mussten. Den Beruf der Erzieherin konnte man damals gar nicht bis zur Rente durchhalten.

Mein Beruf heute ist der Hammer. Das ist ein ganz besonderer Job, weil wir mit Menschen arbeiten. Wir tragen die Verantwortung für die Gesellschaft von Morgen.

Die Anerkennung drückt sich inzwischen auch finanziell aus, wir gehören zu den richtig gut Verdienenden. Die Beschäftigten haben sich zusammengetan, haben sich solidarisiert und haben mit der Gewerkschaft zusammen gekämpft. Ich denke, deswegen haben wir es geschafft, dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen. Nämlich in einem Beruf, in dem wir alt werden können, in dem wir anerkannt sind, in einem Beruf, in dem es uns gut geht.

Wir sind Helden

Lothar, Busfahrer

Ich bin seit 30 Jahren im Öffentlichen Personennahverkehr, ÖPNV, tätig und nenne mich jetzt Nahverkehrsmanager. Seit unsere Fahrzeuge vollautomatisch fahren, muss ich nur noch fahren, wenn es mal eine Störung gibt. Heute kümmere ich mich um den Fahrgast, man kann sagen, das ist so ähnlich wie bei einem Steward, einer Stewardess.

Früher sind wir immer unter Zeitdruck gewesen. Die Fahrgäste waren unzufrieden, haben uns angepöbelt und auch angegriffen. Wir haben Fahrpläne gehabt, die oft überhaupt nicht zu machen waren, weil wir genauso im Stau gestanden haben wie alle anderen Verkehrsteilnehmer. Das hat enorme Auswirkungen auf die Gesundheit gehabt und auf die Krankenstände.

Für den ÖPNV musste früher noch gezahlt werden. Heute sind wir kostenfrei unterwegs, weil erkannt wurde, dass der ÖPNV eine Daseinsvorsorge, eine staatliche Aufgabe ist. Da unser Streckennetz deutlich größer geworden ist, auch im ländlichen Raum, ist das eine riesengroße Herausforderung. In den 2020er Jahren ist es eher so gewesen, dass 20 Prozent ÖPNV waren, 80 Prozent Individualverkehr. Heute haben wir fast 100 Prozent Nahverkehr.

Mittlerweile haben wir eine hohe gesellschaftliche Anerkennung, weil wir durch den Umstieg auf nicht-fossile Antriebe einen großen Schritt in Richtung Verkehrswende mitverantwortet und es so geschafft haben, die Städte sauberer zu machen. Na klar sind wir Helden, die Frage stellt sich überhaupt gar nicht. Aber wir sind sehr bescheiden und zurückhaltend.

Wie wir als Arbeitnehmer*innenvertretung in den Betrieben mit ver.di dafür gesorgt haben, dass sich die Rahmenbedingungen deutlich verbessern – das war aber schon eine wilde Zeit in den 30er Jahren. Übrigens: Wir sind heute auch einer der größten Energieerzeuger in der Stadt, wir produzieren Energie selbst und haben sogar noch so viel übrig, dass wir sie an Dritte veräußern können.