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Josefine Schreck, ver.di-Betriebsrätin in der Freisinger Niederlassung der Deutschen Post AGFoto: ver.di

Allein die Dimension ist schon beeindruckend. Der Zuständigkeitsbereich der Deutsche Post Niederlassung Betrieb Freising reicht von Kipfenberg bis nach Glonn und von Altomünster bis nach Simbach am Inn. 2,2 Millionen Briefe und weit über eine halbe Million Pakete werden werktäglich von über 4.500 Beschäftigten bearbeitet. Und viele dieser Beschäftigten haben sich an den ver.di-Warnstreiks bei der Post beteiligt.

Auch zwei Urabstimmungen mussten von den gewerkschaftlichen Unterstützer*innen organisiert werden. Das war sicher keine leichte Aufgabe. Josefine Schreck, freigestellte ver.di-Betriebsrätin in der Freisinger Niederlassung und gewerkschaftlich im Vorstand der Betriebsgruppe Freising engagiert, sagt, wie sie das geschafft haben.

ver.di publikHat sich die viele Arbeit gelohnt? Bist Du zufrieden mit dem Tarifabschluss?

Josefine Schreck – Die Arbeit hat sich bis zur ersten Urabstimmung, würde ich sagen, zu 100 Prozent gelohnt. Nach dem verbesserten Angebot des Arbeitgebers, das er ver.di einen Tag nach Veröffentlichung des Ergebnisses der 1. Urabstimmung vorgelegt hat, ist es schwieriger geworden, die Mitglieder mitzunehmen. Wir haben die zweite Urabstimmung trotzdem mit der gleichen Motivation und Aufklärung durchgezogen wie die erste. Knapp zwei Drittel der an der zweiten Urabstimmung teilnehmenden Kolleg*innen in ver.di haben bundesweit das zweite Angebot angenommen. Es entsprach aber nicht der ursprünglichen ver.di Forderung von 15 Prozent bei 12 Monaten Laufzeit. Das ist Fakt, und das ist auch das demokratische Ergebnis. Die Alternative wäre ein unbefristeter Durchsetzungsstreik gewesen. Das ist so zu akzeptieren.

Viele Beschäftigte sind im Bereich der Niederlassung Freising in ver.di gewerkschaftlich organisiert; dies sind etwas unter 80 Prozent. Davon träumen andere Betriebe. Das kommt sicher auch nicht von selbst?

Nein, das ist meist eine sehr persönliche Sache zwischen den freigestellten ver.di-Betriebsrät*innen, den ordentlichen ver.di-Betriebsratsmitgliedern, den ver.di-Vertrauensleuten vor Ort und dem jeweiligen Mitglied. Das Mitglied braucht ver.di und auch die gewerkschaftliche Unterstützungseinrichtung GUV/Falkulta, vielleicht nur einmal im Arbeitsleben, und da müssen wir funktionieren. Die ehrenamtlichen Kolleg*innen im Betriebsrat und im Betrieb versuchen, diesen Vertrauensvorschuss zu erfüllen, um dem Mitglied zu helfen und es bei seinen Anliegen zu unterstützen. Das spricht sich dann auch rum, auch bei den neueingestellten Kolleg*innen. Wir sprechen auch alle Beschäftigen an, wie wichtig es ist, in der Gewerkschaft zu sein.

Es sind auch viele junge Leute ver.di-Mitglied. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit.

Ja, das ist richtig. Unsere Jugend- und Auszubildendenvertretung begleitet die Jugendlichen ab dem ersten Tag bei der Deutschen Post. Zwei von ihnen sind auch Mitglied der Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung. Wir hoffen, dass der aktuelle, sehr gute Tarifabschluss für die Auszubildenden, diesen Ausbildungsberuf wieder attraktiver macht. Es ist eine schöne, aber auch anstrengende Arbeit etwa in der Zustellung, bei der auch Eigenverantwortung, selbstständiges Arbeiten und viel Kundenkontakt an der "frischen Luft" gefragt sind und man auch im oder in der Nähe vom Heimatort arbeiten kann während oder nach der Ausbildung.

Interview: Ernst Edhofer