Nachhaltige Löhne

Textilindustrie – Vor zehn Jahren, am 24. April 2013, stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch ein. Bis heute gilt das Unglück, bei dem über 1.100 Menschen ums Leben kamen und über 2.000 Näher*innen teils schwer verletzt wurden, als eines der größten in der Geschichte der globalen Textilindustrie. Seither wurden die Sicherheitsstandards in vielen Fabriken zwar erhöht, doch was sich kaum verändert hat, ist die Lohnsituation. Die meisten Arbeiter*innen müssen Überstunden machen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. 16 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche – das ist keine Seltenheit. Existenzsichernde Löhne, die nicht nur für Miete und Essen reichen, sondern auch Kosten für Bildung, Alters- und Gesundheitsvorsorge abdecken, sind kein Luxus, sondern Menschenrecht. Aktuell wird auf europäischer Ebene diskutiert, ob die EU-Strategie für nachhaltige Textilien sozialer werden soll. Zur Nachhaltigkeit von Textilien gehören auch soziale Aspekte wie die Entlohnung. Doch bislang werden soziale Kriterien im Vorschlag der EU-Kommission vollkommen vernachlässigt.

Nachhaltige Vorstandsvergütung

Studie – Soziale und ökologische Kriterien haben bei der Vorstandsvergütung erheblich an Bedeutung gewonnen. Das zeigt eine neue Studie, die das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat. "Die Zahl der Unternehmen mit sozialen und ökologischen Kriterien in der Vorstandsvergütung ist regelrecht explodiert", schreiben Judith Beile und Katrin Schmid, die die Vergütungspraxis in großen deutschen Kapitalgesellschaften untersucht haben. Im Geschäftsjahr 2021 hatten alle Unternehmen im DAX und 41 von 50 MDAX-Unternehmen "nichtfinanzielle beziehungsweise nachhaltige Kriterien in ihre Ver- gütungssysteme integriert oder die Einführung für das Geschäftsjahr 2022 angekündigt". Eine frühere Untersuchung aus dem Jahr 2013 kam lediglich auf 10 Unternehmen im DAX und 6 im MDAX. Soziale Themen wie die Zufriedenheit der Belegschaft, Personalentwicklung, Diversity oder Frauenförderung kommen bei den Vergütungskriterien ebenso vor wie CO₂-Emissionen, der Einsatz erneuerbarer Energien und Umweltschutz. Zudem gibt es weitere Kriterien wie Kundenzufriedenheit, Investitionen oder der Aufbau neuer Geschäftsfelder.

Nachhaltige Wirtschaft

Befragung – 84 Prozent der Verantwortlichen für Nachhaltigkeit in deutschen Unternehmen sagen, das Thema sei "wichtiger" oder "viel wichtiger" geworden. Zu dem Ergebniss kommt der Sustainability Transformation Monitor 2023, eine breit angelegte Befragung von Unternehmen in Deutschland. Knapp die Hälfte der Befragten aus der Realwirtschaft (46 Prozent) gibt an, das Thema Nachhaltigkeit sei in ihrem Unternehmen "voll und ganz" oder "überwiegend" verankert. In der Finanzwirtschaft sind es knapp 40 Prozent. Mehr als ein Drittel sagt, das Thema sei "teilweise" verankert. Für den Monitor wurden von September bis November 2022 die Antworten von 735 Mitarbeiter*innen ausgewertet, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Wie wichtig viele das Thema nehmen, zeigt sich daran, wo die Verantwortung für Nachhaltigkeit verankert ist. Knapp 58 Prozent der Befragten in der Realwirtschaft geben an, der Vorstand sei verantwortlich. In der Finanzwirtschaft gilt das für rund 49 Prozent der Firmen. Bei 41 Prozent der Befragten der Realwirtschaft gibt es eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit, in der Finanzbranche sind es 35,5 Prozent.