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Die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel sowie im Groß- und Außenhandel bleiben kämpferisch: #OhneUnsKeinGeschäftFoto: Dietrich Hackenberg

Die Tarifrunden im Handel dauern an. Grund für die sich hinziehenden Tarifverhandlungen für die Millionen Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel sowie im Groß- und Außenhandel ist die Blockadehaltung der Arbeitgeber.

Anfang November in der fünften Runde für die Beschäftigten im baden-württembergischen Einzel- und Versandhandel gab es zunächst eine leicht verbesserte Offerte. Danach sollten die Entgelte rückwirkend zum 1. Juli dieses Jahres um 6, ab 1. April 2024 um 4 Prozent steigen, ebenso die Ausbildungsvergütungen. Außerdem umfasste das Angebot ein tarifliches Mindeststundenentgelt von 13 Euro sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichprämie von 500 Euro für Vollzeitbeschäftigte. "Auch dieses neue verbesserte Angebot stellt für die Beschäftigten noch keine Sicherheit gegen Reallohnverluste dar", erläuterte ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang Krüger die Gründe für die Ablehnung. Die Beschäftigten benötigten eine Entgeltsteigerung, die sie spürbar entlaste. ver.di fordert 15 Prozent mehr Entgelt und für die Auszubildenden 200 Euro mehr monatlich.

Wie in Baden-Württemberg sieht es überall aus. Die Arbeitgeber haben zwar "freiwillig" zum 1. Oktober die Entgelte um etwas mehr als 5 Prozent erhöht. Doch die Handelsbeschäftigten brauchen mehr, um ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Und jetzt auch noch dies: Die Arbeitgeber im Handel und deren Dachverband HDE haben ebenfalls Anfang November in einer konzertierten Aktion beschlossen, bereits terminierte Tarifverhandlungen abzusagen und stattdessen in einer Spitzenrunde verhandeln zu wollen.

Ein plumper Versuch

"Einen derart plumpen Versuch gegen die Tarifautonomie unserer Tarifkommissionen in den Bundesländern und eine weitere Schwächung der klein- und mittelständischen Struktur im Handel zugunsten der Konzerne können wir nicht hinnehmen", so Silke Zimmer, die im ver.di-Bundesvorstand für den Handel zuständig ist. Streiks im Weihnachtsgeschäft würden damit nahezu unausweichlich.

Düster sieht es auch für Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) aus: Auch nach dem zweiten Insolvenzverfahren innerhalb von zweieinhalb Jahren gehen die Geschäfte nicht gut. So soll nach einem Bericht der Lebensmittelzeitung die Versorgung von GKK mit Barmitteln Ende September mit 121 Millionen Euro weit unter dem von Vorstandschef Olivier van den Bossche eingeplanten Soll gelegen haben. Das Geschäftsjahr 2022/23 endete mit einem Reinverlust von 495 Millionen Euro. Und der Abwärtsstrudel, in den seit Oktober die GKK-Eigentümerin, die österreichische Signa-Gruppe, geraten ist, lässt für die verbliebenen 92 Warenhäuser nicht viel Gutes erwarten.