Mehr psychische Probleme

Mehr Krankheitstage – Wegen psychischer Erkrankungen werden immer mehr Beschäftigte krankgeschrieben. Besonders im Gesundheitssektor und der öffentlichen Verwaltung sowie an Schulen und Kitas ist das Problem groß. Wie aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums Ende letzten Jahres auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorging, ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage von Beschäftigten aufgrund psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Jahr 2022 auf 132 Millionen Tage gestiegen – sechs Millionen mehr als 2021. Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Zahlen nach Angaben des Ministeriums mehr als verdoppelt: Im Jahr 2012 betrug die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Belastungen noch rund 65 Millionen. Zudem: Mehr als 40 Prozent der vorzeitigen Renteneintritte wegen verminderter Erwerbsfähigkeit werden den Angaben zufolge mit psychischen Belastungen begründet.

Hypochonder sterben früher

Krankhafte Angststörung – Menschen, die an einer übermäßigen Angst leiden, dass bei ihnen eine schwere Krankheit diagnostiziert werden könnte, sterben früher als Menschen, die hinsichtlich gesundheitlicher Bedenken nicht übermäßig wachsam sind. Das legt eine große schwedische Studie nah, die kürzlich im Fachblatt „JAMA Psychiatry“ veröffentlicht wurde. Die Datenanalyse von Tausenden von Menschen über einen Zeitraum von 24 Jahren ergab, dass Menschen mit der Diagnose „Krankheitsangststörung“ – auch Hypochondrie genannt – tatsächlich ein erhöhtes Risiko haben, frühzeitig zu sterben. Die Betroffenen zeigten Symptome, die über durchschnittliche Gesundheitsprobleme hinausgehen. Hypochonder erleben ihre Beschwerden als real, interpretieren sie jedoch aufgrund ihrer Angst falsch: als Symptom einer schweren Krankheit wie zum Beispiel Krebs oder Multiple Sklerose. Menschen mit dieser Angststörung leben in einem ständigen Zustand der Sorge und des Leidens, dass sie möglicherweise eine schwere lebensbedrohende Krankheit haben. Sie sind dadurch in chronischem Stress und psychisch stark unter Druck. Das führt bei den Betroffenen längerfristig zu tatsächlichen Gesundheitsproblemen.

Versteckte Kosten

Ernährung – Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat sich in ihrem Jahresbericht 2023 über den Stand der Ernährung und der Landwirtschaft erstmalig auf die wahren wirtschaftlichen Kosten derzeitiger Ernährungssysteme konzentriert. Dem Bericht zufolge verursachen die Agrar- und Ernährungssysteme erhebliche versteckte Kosten, die sich auf mindestens 10 Billionen Dollar pro Jahr belaufen. Für Deutschland werden die Kosten auf 328 Milliarden Dollar pro Jahr kalkuliert. Der allergrößte Teil – mehr als 70 Prozent – entfallen auf Gesundheitskosten, verursacht durch falsche Ernährung, insbesondere durch eine Ernährung mit hohem Fett- und Zuckergehalt und verarbeiteten Lebensmitteln. Diese Ernährungsweise führt zu Fettleibigkeit und chronischen Krankheiten und verursacht Produktivitätseinbußen; dies ist vor allem in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen der Fall. In Ländern mit niedrigerem Einkommen entstehen erhebliche soziale Kosten durch Armut und Produktivitätsverluste aufgrund von Unterernährung.

Berufskrank durch grausame Inhalte

Urteil – Unternehmen, die Content-­Moderatoren beschäftigen, sind für die psychischen Folgen, die ihre Mitarbeiter durch die Arbeit erleiden, verantwortlich. Das hat das Sozialgericht im spanischen Barcelona unlängst entschieden. CCC, ein Subunternehmer von Meta, das die Inhalte, also Posts auf Instagram und Facebook in Spanien moderiert, verlor eine Klage gegen einen ehemaligen Arbeitnehmer, der sich seit fünf Jahren in psychiatrischer Behandlung befindet, weil er bei seiner Arbeit grausamsten Inhalten ausgesetzt war. Das Sozialgericht entschied zugunsten des heute 26-jährigen Arbeitnehmers und der spanischen Sozialversicherung INSS. Diese hatte die Krankheit des Arbeitnehmers als vergleichbar mit einem Arbeitsunfall eingestuft und nicht als normale Erkrankung, wie dies das Unternehmen forderte. Es ist das erste Urteil dieser Art in Spanien. Zwölf weitere Content-Moderatoren des gleichen Unternehmens fordern ebenfalls, dass ihre psychische Erkrankung als Arbeitsunfall anerkannt wird.

Nachhaltiges Gesundheitswesen

Diskussion – In einer Zeit, in der Hitzerekorde, Waldbrände und Überschwemmungen zunehmend zur neuen Normalität werden, hat das Next Economy Lab in Kooperation mit ver.di GPB (Gewerkschaftspolitische Bildung) in einer Online-Veranstaltung die Frage gestellt: „Nachhaltigkeit und der Gesundheitssektor – was hat das miteinander zu tun?“ Die Veranstaltung konzentrierte sich auf die Rolle des Gesundheitssektors in der Nachhaltigkeitsdebatte. Diskutiert wurden die Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und globaler Gesundheit, mit dem Ziel, ein Verständnis für die sozial-ökologische Transformation zu fördern und die Rolle des Gesundheitssektors in einer zunehmend von Klimawandel betroffenen Welt zu beleuchten. Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen bedeutet mit diesem Fokus, die Gesundheit der Bevölkerung und die Prävention zu fördern, gesundheitliche Folgen des Klimawandels abzumildern (z.B. durch Hitzewellen) sowie die Gesundheitssysteme insgesamt robuster zu machen.

KI in der Psychotherapie

Künstliche Intelligenz kann Gefühle aufgrund von Gesichtsausdrücken in psychotherapeutischen Situationen verlässlich erkennen. Das zeigt eine Machbarkeitsstudie von Forschenden der Fakultät für Psychologie und der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) der Universität Basel. Die beteiligten Wissenschaftler wollten herausfinden, ob eine KI die Gefühlslage von Patientinnen und Patienten in Videoaufzeichnungen von Therapiesitzungen zuverlässig bestimmen kann. Insgesamt über 950 Stunden an Videoaufnahmen mussten Hochleistungsrechner für die Studie verarbeiten. Das Ergebnis: Der statistische Vergleich zwischen der Auswertung von drei geschulten Therapeuten und der KI zeigten eine bemerkenswerte Übereinstimmung. Die KI ­beurteilte die Gesichtsausdrücke so verlässlich wie der Mensch. Darüber hinaus erkannte die KI aber auch kürzeste Gefühlsregungen im Millisekunden-Bereich, beispielsweise ein kurzes Lächeln oder einen Ausdruck von Ekel. Solche sogenannten „Micro Expressions“ können Therapeuten entgehen oder sie werden von diesen nur unbewusst wahrgenommen. Die KI ist somit in der Lage kurze Gefühlsregungen sensibler zu messen, als dies geschulten Therapeut*innen möglich ist.