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Foto: privat

Was können Mitglieder tun, um in ihrem Betrieb aktiv zu werden? Wie gewinnt man weitere Mitglieder, um mehr durchzusetzen? Wir stellen verschiedene "Werkzeuge" vor, die in gewerkschaftlicher Arbeit und Auseinandersetzungen erfolgreich eingesetzt wurden. Dieses Mal erzählt Jan Siebert, der im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg arbeitet und dort Tarifbotschafter ist, von seinen Erfahrungen mit dem Stärketest.

Du bist Tarifbotschafter der ersten Stunde. Ja, seit der Tarifrunde 2020 – da wurde das eingeführt. Ich kann mich noch gut erinnern an die Konferenzen aus dem Homeoffice heraus, mitten in der Corona-Pandemie. Da haben wir alle Leute abtelefoniert. Das war eine spannende Zeit. Aber mit den Leuten persönlich sprechen ist natürlich viel besser. Ich nutze dafür jede Gelegenheit im Betrieb, bei Kaffeerunden, Betriebsausflügen und Veranstaltungen.

Aktuell bist du mit anderen Aktiven für den Stärketest unterwegs. Wie geht ihr vor? Zuerst haben wir eine Betriebslandkarte erstellt und unsere Betriebsgruppe instruiert. Wir haben aufgeteilt, wer in welches Team geht, wer mit welchen Leuten spricht. Jeder von uns Aktiven hat eine kleine Einführung bekommen, so ein Mini-Ansprache-Training, wie man auf die Leute zugeht und in den Dialog kommt über die Tarifrunde. Anfang November sind wir dann in die Einzelgespräche gestartet. Auf der kommenden zentralen Weihnachtsfeier wollen wir dann auch nochmal mit den Leuten sprechen und sie zur Unterschrift bewegen.

Ihr geht mit einem Blatt Papier herum? Ja, ganz analog, ganz klassisch, weil wir wirklich mit den Leuten ins Gespräch kommen wollen. Und weil das auch die Vorstufe zur Aktivierung für die späteren Arbeitskämpfe ist.

Aber erstmals geht es um die Forderung? Ja, wir fragen die Leute, ob sie unsere Tarifforderung unterstützen und dann unterschreiben sie auf diesem ausgedruckten Formular. Mit diesem Stärketest soll gesehen werden, wie viel Rückhalt wir im Betrieb haben. Aber natürlich machen wir uns auch Notizen in unseren Teamkarten, wenn wir im Gespräch merken, dass die Leute bereit sind, an Streiks teilzunehmen.

Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht? Ich bevorzuge persönliche 1:1-Gespräche. In der Gruppe kriegt man die Leute zwar schneller zur Unterschrift – vor allem wenn man zuerst diejenigen fragt, die sowieso gewerkschaftsnah sind, dann unterschreiben die anderen in der Regel auch mit. Aber du kriegst da nicht raus, ob sie streikbereit sind. Das bleibt mehr oberflächlich. In den 1:1-Gesprächen, wenn man sich die Zeit nimmt, sind die Leute offener und freuen sich über die kurze Unterhaltung. In Zeiten von Homeoffice werden persönliche Kontakte auch immer wichtiger.

Wie läuft so ein Gespräch ab? Ich frage: "Hast du kurz Zeit für mich? Du weißt, die Tarifrunde steht an." Ich frage, was sie bewegt, was sie sich wünschen. Und wenn sie den Stärketest unterschrieben haben, frage ich, ob sie auch bereit sind, auf die Straße zu gehen und zu streiken.

Hast du Tipps für Kolleg*innen aus anderen Betrieben? Seid authentisch. Wenn man ehrlich ist und mit dem Herzen dabei ist, dann ist man einfach überzeugender. Also authentisch bleiben. Und nicht den Mut verlieren – auch wenn das eine anstrengende Tarifrunde wird. Wir können das schaffen!