Die Landesbezirke Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben sich zusammengeschlossen

Es ist geschafft: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind ein ver.di-Landesbezirk! 161 Delegierte trafen sich am 17. März in Leipzig, um die Fusion, den Namen des Neuen und die Schwerpunkte der künftigen Arbeit zu beschließen. Doch zu Letzterem kam man bis zum Konferenzende nicht.

Am Vortag des Ereignisses hatten sich die Delegierten aus den drei Ländern zu ihren letzten getrennten Landesbezirkskonferenzen getroffen und waren noch einmal auf den neuen Landesbezirk eingeschworen worden. Der Zusammenschluss ist keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe, um gemeinsam stärker zu werden. Doch besonders in Sachsen-Anhalt wollte man lieber für sich bleiben. Am Vorabend trafen sich alle zu Musik und Plausch, fein nach Ländern getrennt - nur nicht die Delegierten aus dem Fachbereich 8. Die hatten schon in ihrer Vorgängergewerkschaft IG Medien im Drei-Länder-Landesbezirk "Südost" in den Fachgruppen gemeinsame Vorstände gebildet und zusammen Aktionen geplant. "Das hat gut geklappt", stellte MDR-Redakteur Norbert-Kurt Hackel fest. "Und warum sollte das nicht in allen Fachbereichen so funktionieren?", fragte Jürgen Kautz, Regisseur aus Sachsen-Anhalt, der mit einer Schriftstellerin aus Thüringen und einem Publizisten aus Sachsen diskutierte. Am späteren Abend soll sogar länderübergreifend getanzt worden sein.

Namensstreit mit Hintergrund

Zum Auftakt der Fusionskonferenz animierte ein Sänger alle zum Mitsingen. Auf die Melodie von "Aber bitte mit Sahne" gab's einen neuen Text: "Jetzt sitzen wir hier und gründen uns neu... aber bitte mit Namen!" Damit war das Problem benannt: Mitteldeutschland oder Mitte-Ost als Bezeichnung und Standortbestimmung. Die Befürworter von Mitteldeutschland argumentieren damit, dass der Begriff bekannt ist und leicht über die Lippen geht, ihn die öffentlich-rechtliche Dreiländeranstalt ebenso im Namen führt wie viele große Unternehmen. Die Gegner sagen, Mitteldeutschland sei geografisch und politisch falsch. Viele Mitglieder leben nahe der Grenze zu Polen oder Tschechien, wie eine Delegierte aus Bautzen, die es auf den Punkt brachte: "Ich lebe und arbeite definitiv nicht in Mitteldeutschland!" Außerdem würden grenzübergreifende gewerkschaftliche Aktivitäten durch diesen Namen erschwert. "Die NPD und andere Rechtsextreme benutzen die Bezeichnung für ihre Organisationsstrukturen - da sollte ver.di sich klar abgrenzen", forderten mehrere Delegierte. Die Abstimmung wurde spannend. Eine knappe Mehrheit entschied sich schließlich für "Mitteldeutschland" - schwierig für den Gewerkschaftsrat, der im Mai endgültig entscheiden muss.

Am Ende des Tages

Der viel zu eng bemessene Zeitplan ermöglichte gerade noch die Wahl der neuen Landesbezirksleitung. Dann ging der Tag schon zur Neige, bevor auch nur einer der mehr als hundert Anträge diskutiert worden war. Ein mit großer Mehrheit angenommener Geschäftsordnungsantrag sorgt nun dafür, dass die Tagung am 28. April fortgesetzt werden muss, um die Anträge zu besprechen. Wenn die historische Konferenz zum Zusammenschluss der drei östlichen Landesbezirke schon jetzt etwas gebracht hat, dann das: Man redet miteinander, vor allem in den Pausen. Und die Fortsetzung folgt.

Die Fusionskonferenz in Zahlen

Von den 179 Delegierten waren 161 anwesend. Davon waren 104 Frauen (64,6 %) und 57 Männer (35,4 %).

Als neue Landesleitung wurden gewählt: Thomas Voß (Thüringen) als Leiter des neuen Landesbezirks mit 60,4 % der Stimmen, als Stellvertreterinnen Viola Doktor-Wolf (Sachsen) mit 72,97 % und Kerstin Raue (Sachsen- Anhalt) mit 88 %. Mit großer Mehrheit wurde ein neuer 59-köpfiger ehrenamtlicher Landesbezirksvorstand gewählt. Im Präsidium: Sabine Lange (Vorsitzende) und Hilmar Schäfer aus Sachsen, Gabriele Schwitalla und Lutz Kämmerer aus Thüringen, Antje Hubatsch und Simona König aus Sachsen-Anhalt.

Bei der Abstimmung über den Namen des neuen Landesbezirks stimmten 74 Delegierte für "Mitteldeutschland", 67 für "Mitte-Ost".