Warnstreiks im Göttinger Cinemaxx für einen Haustarifvertrag

Im Göttinger Cinemaxx bleibt wegen Warnstreiks die Leinwand immer öfter dunkel. Dafür erhoffen die Streikenden von ihren Aktionen eine immer hellere bundesweite Ausstrahlung. "Wir wollen einen Haustarif durchsetzen", erklärt Hikmat El-Hammoudi, Mitglied der örtlichen Tarif- und Verhandlungskommission. "Hier und in Bremen sollen Pilotabschlüsse erreicht werden, die dann als Leuchtturm auf alle Cinemaxx-Häuser ausstrahlen." Neun Warnstreiks gab es bisher in Göttin-gen - die Leinwände blieben dunkel.

Nicht mal 1000 Euro netto

Gegen einen Konzerntarifvertrag sperrt sich der Arbeitgeber, zugleich gibt es an den meisten Standorten - anders als in Göttingen - noch nicht genug Mitarbeiter/innen, die zum Streik bereit sind. Denen wollen die Göttinger zeigen, dass der Einsatz sich lohnt. Doch in den Kinos arbeiten immer mehr Schüler und geringfügig Beschäftige, sagt El-Hammoudi. "Ihr geringeres Engagement und die hohe Fluktuation machen es schwer, Widerstand zu organisieren." Nur die Hälfte der Cinemaxx-Standorte hat überhaupt einen Betriebsrat. Dabei ist der Druck auf die Beschäftigten groß. Ende 2003 kündigte die Cinemaxx AG den Konzerntarifvertrag, Gehaltserhöhungen gab es seit 2003 nicht mehr. (Zum Vergleich: Die Vorstandsbezüge stiegen zwischen 2002 und 2004 um 40 Prozent.) Seit Februar 2004 erhalten neue Mitarbeiter/innen nur noch einen Billiglohn von 6,50 Euro, zwölf Prozent weniger als ihre schon länger beschäftigten Kollegen. Auch Lohnnebenleistungen wurden gekürzt. Zusätzlich will die Kinoleitung die Arbeitsbedingungen flexibilisieren.

Weniger unverschämt sind dagegen die Forderungen der Beschäftigten. Die angestrebten fünf Prozent Gehaltserhöhung würden gerade die Reallohnverluste ausgleichen, die in den letzten fünf Jahren durch die Inflationsrate entstanden, rechnet El-Hammoudi vor. Und vor allem: "Der Billiglohnsektor muss weg", sagt El-Hammoudi, "ein Minimum von 7,50 Euro ist das Ziel. Schließlich müssen wir von den Gehältern leben können." Das monatliche Nettogehalt für eine Vollzeit-Kassenkraft liegt bei unter 1000 Euro.

Die börsennotierte Cinemaxx AG mit ihren 46 Standorten strebt offenbar an, alle Beschäftigungsverhältnisse zu prekären Jobs zu machen. Damit soll das Tal der vergangenen Kinokrise endgültig durchschritten werden. Schon 2006 wuchs der Vorsteuergewinn des Konzerns gegenüber 2005 um mehr als das Dreifache auf 6,6 Millionen Euro. Um den Gewinn weiter zu erhöhen, ist die Kinokette wenig verhandlungsbereit und setzt Streikbrecher ein. Der Versuch, die Arbeit weiter zu prekarisieren, könnte jedoch nach hinten losgehen. Konzern-Sprecher Arne Schmidt kündigte in der Financial Times Deutschland an, mit einer Imagekampagne neue Zuschauer werben zu wollen. "Wir müssen Kino wieder positiv besetzt ins Gespräch bringen." Ein Ausbeuter-Image wird da aber kontraproduktiv sein.StEFAN Matysiak