ver.dis Führungsgremien werden weiblich - mindestens zur Hälfte

Von Claudia von Zglinicki

"Das soll uns erstmal jemand nachmachen", sagt Vera Morgenstern, die Bundesfrauensekretärin von ver.di, ganz gelassen. "Wenn es jetzt klappt wie von Bundesvorstand und Gewerkschaftsrat beschlossen, schreibt ver.di Geschichte in Sachen Frauenpolitik. Nichts weniger als das."

Frauen, das fordert die Bestimmung über die Quote seit der ver.di-Gründung, müssen nach einer Übergangszeit spätestens 2007, zum zweiten Bundeskongress der Gewerkschaft, entsprechend ihrem Anteil an der Mitgliedschaft in allen Leitungsgremien vertreten sein. Also mindestens zur Hälfte. Das steht in der Satzung, der Gewerkschaftsrat hat es 2004 beschlossen, es gilt für ehrenamtliche Gremien und hauptamtliche Führungskräfte, ob gewählt oder nicht.

Praktisch und rein rechnerisch bedeutet das: In absehbarer Zeit wird es mehr Frauen als Männer in Führungspositionen geben. In einer Landesleitung, die aus drei Menschen besteht, sind zwei davon weiblich. In jeder. Alle, die bis Anfang April neu gewählt wurden, sehen - bis auf die im Saarland - nun auch so aus. Auch im nächsten Bundesvorstand, der im Herbst gewählt wird, muss die Quote umgesetzt werden. Es wird Zeit, sagen manche. Der Weg bis zur angemessenen Mitwirkung an Entscheidungsprozessen war lang für die Frauen, und in den anderen Gewerkschaften sind sie noch weit davon entfernt.

Alle anderen Versuche waren untauglich

Andere kritische Stimmen hätten lieber keine Quote. Doch die Erfahrung der Frauenpolitikerinnen zeigt, dass es ohne nicht geht. "Die Quote ist nicht die Traumvorstellung", stellt Morgenstern fest, "sondern die Antwort auf unsere langwierigen Versuche, ohne auszukommen. Mit Appellen fing es an, damals, in den 70er Jahren: Bitte wählt Frauen in die Leitungen! Dann kam in den 80ern der Versuch mit Frauenförderplänen. Wieder nichts. Anfang der 90er habe ich in der ÖTV die Auseinandersetzung über die schlichten Worte ,sollen' und ,müssen' miterlebt: Es hieß, Frauen sollen in Leitungen vertreten sein. Vier Jahre später hatte sich nichts bewegt. In sieben von 16 Landesbezirksleitungen der ÖTV saß jeweils eine Frau, mehr nicht. Das ist der Grund für die Quote: Alle anderen Versuche waren untauglich. Auch überraschend viele Männer haben das bei der ver.di-Gründung gesagt."

Die Übergangsphase bis zur Umsetzung der Frauenquote bei ver.di geht zu Ende. Schwierig wird es, weil sich gleichzeitig drei Landesbezirke zu einem zusammengeschlossen haben und die ver.di-Führungsgremien generell verkleinert werden. Es sind weniger Positionen zu besetzen, mit mehr Frauen. Vor den vielen Männern, die jetzt bei ver.di in die zweite Reihe treten, habe sie Respekt und Hochachtung, erklärte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane. Sie fordert, das Beispiel solle Schule machen. Ein Frauenfördergesetz für die private Wirtschaft solle Unternehmen verpflichten, eine Frauenquote für Spitzenpositionen durchzusetzen.