Haustarifvertrag bei der Kölner Firma Scheiwe Tiefdruck durchgesetzt

"Die Botschaft ist: Widerstand lohnt sich", kommentiert Willi Vogt, ver.di-Landesfachbereichsleiter in Nordrhein-Westfalen, den Erfolg der Drucker. Im September konnte ver.di für die Beschäftigten der Kölner Firma Scheiwe Tiefdruck einen Haustarifvertrag abschließen. Wie andere Betriebe hatte die Firma versucht, durch Flucht aus dem Flächentarifvertrag Verschlechterungen der Lohn- und Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Begonnen hatten die Auseinandersetzungen schon Anfang der 90er Jahre, als der Juniorchef den Betrieb als Geschäftsführer übernahm und den Lohn um zehn Prozent kürzen wollte. Die Belegschaft wehrte sich und gründete einen Betriebsrat, zum Unwillen des Chefs, der dann jahrelang versuchte, die Arbeit des Gremiums zu behindern. 2003 verabschiedete der Chef sich von der Tarifbindung, blieb nur Mitglied im Arbeitgeberverband. Immer, wenn es während der folgenden Tarifauseinandersetzungen zu Streiks kam, waren die Beschäftigten von Scheiwe dabei. Nachdem der Geschäftsführer der Belegschaft die tarifliche Lohnerhöhung von 2006 verweigerte, war die Forderung: "Wir wollen wieder einen Tarifvertrag!"

Zu 90 Prozent ver.di

Im vergangenen Sommer reichte es den fast 50 Beschäftigten dann. Sie forderten mehr Lohn und einen Haustarifvertrag. Von der Ankündigung der Geschäftsführung, die Firma zu schließen, ließen sie sich nicht abschrecken. Sie drohten mit Streik, bis es zu einer Einigung kam. Der neue Haustarifvertrag, den ver.di abschließen konnte, entspricht dem Flächentarifvertrag. Die Scheiwe-Mitarbeiter sind zufrieden: "Endlich eine Regelung, auf die wir uns im Streitfall berufen können."

Und noch ein Ergebnis der Auseinandersetzungen: Waren vor zehn Jahren Gewerkschaftsmitglieder bei Scheiwe die Ausnahme, sind inzwischen mehr als 90 Prozent der Belegschaft organisiert.Jürgen Schön