Ausgabe 12/2007
Kurznachrichten
Studie
Kaufkraft der Beschäftigten sinkt weiter
Die deutsche Wirtschaft hat in der letzten Zeit stark zugelegt. Allerdings hat die Kaufkraft der Arbeitnehmer weiterhin abgenommen. Gemessen wird das in der Nettolohnquote. Sie sank um 38,8 Prozent des privat verfügbaren Volkseinkommens im ersten Halbjahr 2007. Das ist der niedrigste Wert seit 1960, haben Wissenschaftler des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung ermittelt. Auch die Kaufkraft des Arbeits-Einkommens macht nur noch ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage aus. Eine Änderung ist trotz Beschäftigungsaufbaus nicht in Sicht. Viele neue Stellen seien eher schlecht bezahlt. www.boeckler.de
Junge BeSchäftigte
Unfreiwillige Teilzeit
Der DGB hat erstmals die Qualität der Arbeit junger Beschäftigter untersucht. Das Ergebnis bezeichnet die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock als "alarmierend". Befristete Arbeitsplätze, Minijobs, Zeitarbeit und unfreiwillige Teilzeit seien weit verbreitet. Beispielsweise hatten 53 Prozent der Beschäftigten unter 30 einen befristeten Arbeitsplatz. Bei den über 30-Jährigen sind es 33 Prozent. Auch von der Zeitarbeit sind die Jüngeren häufiger betroffen. "Dabei sind unter 30-Jährige häufig besser ausgebildet als die Älteren", sagt Sehrbrock. 95 Prozent der Befragten wünschten sich Arbeitsplatzsicherheit - ein Gegensatz zu ihrer derzeitigen Situation.
Familien
Alternative Familien
Die traditionelle Familie - Ehepaar mit Kind - gibt es in Deutschland immer seltener. So genannte alternative Familien haben inzwischen einen Anteil von 26 Prozent. Dazu zählen Alleinerziehende und Lebensgemeinschaften. Besonders weit sind sie in den neuen Bundesländern verbreitet. Dort machen sie inzwischen 42 Prozent der Beziehungen aus. In Berlin machen sie zum Beispiel fast die Hälfte der Familien aus. 2006 lebten in Deutschland rund 8,8 Millionen Familien. Das hat das Statistische Bundesamt ermittelt.
OECD
Familie und Berufschlecht vereinbar
In Deutschland werden vergleichsweise hohe Leistungen für Eltern gezahlt. Dennoch sind Familie und Beruf schwerer zu vereinen als in anderen Ländern, die zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehören. Deswegen lebten in Deutschland mehr Kinder am Rand oder in Armut als anderswo. Mit Kindergeld und Steuererleichterungen würden den Familien großzügige finanzielle Zuschüsse gewährt. Aber es werde wenig getan, damit die Eltern selbst ihre finanzielle Lage verbessern können. Das Elterngeld ist nach Ansicht der OECD-Wissenschaftler ein erster Schritt in die richtige Richtung.
www.oecd.org/de/babiesandbosses
Anstieg
Minijobs auf Rekordkurs
Immer mehr Menschen arbeiten in Deutschland in einem Minijob. 6,6 Millionen waren es Ende September - 240000 mehr als vor einem Jahr. Das ist ein Anstieg von mehr als 15 Prozent. Durch Mehrfachbeschäftigungen liegt die Zahl der Jobs bei 6,9 Millionen. Der Höchststand wurde vor drei Jahren mit rund sieben Millionen Minijobbern erreicht. Das gab die Minijobzentrale der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See bekannt. Minijobber verdienen maximal 400 Euro. Insbesondere die Zahl der privaten Haushaltshilfen habe sich seit 2003 verfünffacht.
Aufstocker
Bedürftig trotz Arbeit
Rund 1,3 Millionen Erwerbstätige haben im Januar 2007 Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II bezogen. Das heißt, dass sie zwar einer Beschäftigung nachgegangen sind, der Lohn dafür aber nicht zum Leben reicht. Das hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg ermittelt. 2005 waren es im Jahresdurchschnitt 880000. Insgesamt betrug die Zahl der so genannten Aufstocker im Verlauf dieses Jahres 2,1 Millionen Menschen. Für viele ist die Bedürftigkeit trotz Erwerbstätigkeit ein vorübergehender Zustand. Die Mehrheit ist geringfügig beschäftigt. Sie beziehen relativ lange zusätzliche Leistungen. Vollzeiterwerbstätige Aufstocker leben meist in Paarhaushalten mit oder ohne Kinder.
www.iab.de (Kurzbericht 22/2007)
Informationstechnologie
Datenschutz ausgeblendet
ver.di warnt davor, die Bedeutung neuer Informations- und Kommunikationstechnologie allein auf technische Anwendungen und neue Märkte zu beziehen. "Gesellschaftliche Knackpunkte wie Meinungsfreiheit, Daten- und Konsumentenschutz, die öffentliche Grundversorgung im Informationszeitalter sowie die gesetzlich garantierte Mitbestimmung von Arbeitnehmern werden bestenfalls am Rande diskutiert", kritisierte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Achim Meerkamp. ver.di wolle die Rolle von Informationen als öffentliches Gut in den Mittelpunkt rücken und einen Zugang für alle Bürger gewährleisten. www.verdi.de
International
Löhne liegen hinten
Der Internationale Währungsfonds hat ermittelt, dass die Löhne in Deutschland 2008 durchschnittlich nur um reale 1,1 Prozent steigen werden. Dabei haben die Wissenschaftler von der nominalen Steigerung von 2,7 Prozent bereits eine Inflationsrate von 1,6 Prozent abgezogen. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich hinten. Durchschnittlich liegt die reale Steigerung bei 1,9 Prozent.
Klimaschutz
Chancen für die Wirtschaft
Vor dem Hintergrund der Klimaschutzkonferenz auf Bali hat ver.di die Politik der Bundesregierung für ein neues globales Klimaschutzabkommen begrüßt. "Die Chance für eine Stabilisierung des Klimas darf nicht vertan werden", sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. Langfristig bedürfe es einer weitgehend auf erneuerbaren Energieträgern beruhenden Weltwirtschaft. "Klimapolitik muss alle einschließen", sagte Bsirske. Insbesondere die USA und China müssten eingebunden werden. Eine innovative, auf Effizienzsteigerung ausgerichtete ökologische Energie-, Verkehrs- und Dienstleistungspolitik eröffne auch der deutschen Wirtschaft große Chancen.