135 Arbeitsplätze sind gerettet

Karstadt-Haus im Hamburger Elbe-Einkaufszentrum bleibt erhalten

Knallende Sektkorken und Jubel auf einer Betriebsversammlung im Einzelhandel, dazu gab es in letzter Zeit selten Grund. Doch am 14. Juni konnte man das alles bei Karstadt im Elbe-Einkaufszentrum Hamburg erleben. Sogar Karstadt-Chef Peter Wolf bescheinigte ver.di-Sekretärin Brigitte Nienhaus und dem Betriebsrat eine fantastische Arbeit.

Eingemischt

ver.di und der Betriebsrat hatten sich in Dinge eingemischt, die sie normalerweise nichts angehen. Sie sorgten dafür, dass der Mietvertrag für eine Karstadt-Filiale verlängert wurde und haben damit nicht nur den Karstadt-Chef glücklich gemacht, der das vergeblich versucht hatte, sondern auch 135 Arbeitsplätze gesichert.

Die Vorgeschichte: Die Firma ECE, Betreiberin des Einkaufszentrums, hatte Mitte April den Mietvertrag mit Karstadt zum 31. Januar 2009 gekündigt, obwohl nach Verhandlungen mit dem Kaufhauskonzern bereits ein neuer, unterschriftsreifer Mietvertrag vorlag. Auf der frei werdenden 8400 Quadratmeter großen Verkaufsfläche sollten nach den Plänen von ECE ein Elektronikmarkt und Modeläden einziehen. Karstadt habe nicht mehr in das neue Konzept des Elbe-Einkaufszentrums gepasst, erklärte Center-Manager Thomas Krause. Obwohl die Karstadt-Geschäftsführung großes Interesse an der Verlängerung des Mietvertrags hatte und hat, blieb ECE hart. Auf der Betriebsversammlung am 24. April musste Karstadt die Schließung der Filiale und das Ende für 135 Arbeitsplätze bekanntgeben.

Mobilisiert

Doch weder ECE noch Karstadt hatten mit der Entschlossenheit der Kolleg/innen gerechnet. Gewerkschaft, Betriebsrat und Belegschaft besannen sich auf ihre Stärken und machten das, was sie besser können als jeder Arbeitgeber: Massen mobilisieren. Die Medien wurden informiert, Rundfunk und Fernsehen berichteten über die drohende Schließung. Die Kund/innen reagierten schnell - und solidarisch: Innerhalb von zweieinhalb Wochen gaben mehr als 35000 Menschen ihre Unterschrift für den Erhalt der Kaufhausfiliale. Damit appellierten die Arbeitnehmervertreter an den Vorsitzenden der ECE-Geschäftsführung, den Hamburger Unternehmer Alexander Otto, die Entscheidung rückgängig zu machen. ECE und Karstadt nahmen tatsächlich erneut Verhandlungen auf. Am 13. Juni konnten Peter Wolf, Brigitte Nienhaus und der Betriebsratsvorsitzende Dirk Güssmann auf einer Karstadt- Betriebsrätekonferenz verkünden: Die Zukunft des Warenhauses ist gesichert, der Mietvertrag wird fortgeführt.

Brigitte Nienhaus, die auch Mitglied des Karstadt-Aufsichtsrates ist, sagt erleichtert: "Der Einsatz von ver.di, Betriebsrat und Belegschaft hat sich gelohnt."Mathias Thurm