Seit 15. Mai stehen Streikende vor der VR-Bank in Dülmen (NRW). Sie fordern einen Haustarifvertrag

Protest vor der Vertreterversammlung der VR-Bank

Ende Juni sind es 20 Frauen und Männer, die täglich vor der Tür stehen und entschlossen sind, weiter zu streiken. Anfangs waren es mehr; nicht alle konnten dem Druck standhalten. "Eine Kollegin ist krank geworden, so nahe ging ihr die unfaire Behandlung", berichtet die Betriebsratsvorsitzende Claudia Söring. "Solange wir hier zusammenstehen, ist das kein Problem, aber abends, allein, braucht man Mut." ver.di-Sekretär Ulrich Kern kommt täglich nach Dülmen. Er sagt: "Dass hier für einen Verhandlungstermin gestreikt werden muss, ist ungeheuerlich."

Kollegen zweiter Klasse

Es geht um 64 Bankfachleute und Techniker, die früher Beschäftigte der VR-Bank Westmünsterland waren und jetzt bei der VR-Westmünsterland Dienstleistungs- und Beteiligungs-GmbH arbeiten, einer 100-prozentigen Tochter der Bank. Die GmbH wurde im November 2005 aus der Bank ausgegliedert. Das beunruhigte anfangs keinen. Der Vorstandsvorsitzende der Bank, Dr. Wolfgang Baecker, hatte erklärt, niemand solle in der GmbH schlechter behandelt werden als in der Bank. Im Arbeitgeberverband werde die neue GmbH allerdings nicht sein. Doch die Zusage auf Gleichbehandlung hielt nicht lange. Zuerst wurden die vier Putzfrauen aus der GmbH gedrängt. Dann strich die Geschäftsführung die vom Arbeitgeberverband der Genossenschaftsbanken empfohlenen Gehaltsanhebungen der Jahre 2006 und 2007.

Schließlich stellte die GmbH die ersten neuen Kolleginnen ein. Deren Verträge sahen viel schlechter aus als die der Ausgegliederten: weniger Geld, weniger Urlaub, längere und nicht klar geregelte Arbeitszeit. Und noch ein Schock: Die Geschäftsführung erklärte, für die Besitzstandswahrung der ausgegliederten Beschäftigten gebe es keine Garantie. Schließlich arbeiteten sie jetzt im Dienstleistungsbereich, nicht mehr in der Bank. Sie seien keine Banker mehr - obwohl sie die gleichen Aufgaben erfüllen wie zuvor. Für Dienstleister, meint die Geschäftsführung, seien ihre Gehälter zu hoch. An eine Gehaltserhöhung sei erst recht nicht zu denken.

Vor einem Jahr informierte der Betriebsrat alle Kollegen. Die Reaktion: "Das können wir uns nicht gefallen lassen." Claudia Söring hatte sich Unterstützung bei ver.di geholt und brachte einen Haustarifvertrag ins Gespräch. "Der muss die Besitzstandswahrung und Gehaltserhöhungen enthalten", erklärt sie. "Und Mindeststandards für Neue."

Erste Gespräche mit der Geschäftsführung brachten nichts. "Bei den Warnstreiks im März und April ließen sie uns einfach stehen", berichtet Claudia Söring. Ende April entschieden sich die ver.di-Mitglieder in der Urabstimmung für den Streik, der inzwischen bald zwei Monate dauert. Natürlich geht es dabei um Geld. Aber auch um die Akzeptanz als Banker, um Respekt. Fast drei Viertel der Beschäftigten sind inzwischen Mitglieder bei ver.di. Unterdessen präsentiert die Geschäftsführung den Arbeitgebern der Genossenschaftsbanken die Geschichte aus Dülmen als Beispiel für "erfolgreiches Outsourcing".

ver.dis Vorschlag, gemeinsam mit dem NRW-Landesschlichter zu verhandeln, der bei Tarifkonflikten tätig wird, lehnte die Geschäftsleitung am 20. Juni ab.

Claudia von Zglinicki

Informationen und Solidaritätsschreiben auf der Website:

https://fidi-nrw.verdi.de