Ausgabe 06/2008-07
Der Billigabschluss
Der Billigabschluss
ver.di akzeptiert den Tarifvertrag von Arbeitgebern und zwei kleinen Verbänden nicht
Noch am 4. Juni hatten die Arbeitgeber der Genossenschaftsbanken in den Tarifverhandlungen die Forderungen von ver.di abgelehnt und auch auf den Versuch der Gewerkschaft nicht reagiert, einen Kompromiss zu finden. Mindestens acht Prozent mehr Gehalt hatte ver.di gefordert. Einen Tag später lag dann plötzlich ein Papier auf dem Tisch, das ein Tarifabschluss sein soll. Ausgehandelt zwischen den Arbeitgebern und zwei kleinen Verbänden, dem Deutschen Bankangestellten-Verband (DBV) und dem Deutschen Handels- und Industrieangestelltenverband (DHV). Ein Dumpingvertrag. Er enthält eine über mehr als vier Jahre gestreckte Lohnerhöhung von weniger als zwei Prozent pro Jahr - ein Ergebnis unterhalb der Inflationsrate.
Hinzu kommt, dass DBV und DHV ein variables Tarifeinkommen zu Gunsten der Genossenschaftsbanken akzeptiert haben. So soll das 13. Monatsgehalt wegfallen, wenn das Unternehmen bestimmte Erfolgskennziffern nicht erreicht. Und es geht noch weiter: Erfüllt ein Beschäftigter die für ihn fest- gelegten Ziele nicht, können fast zwei Monatsgehälter pro Jahr gestrichen werden. Für ver.di ist klar: Dieser Abschluss gilt nur für die Mitglieder von DBV und DHV. Bundesvorstandsmitglied Uwe Foullong sieht so "keine Basis für Tariffrieden". Vielmehr wird der Vertrag Ausgangspunkt für Protestaktionen der Genossenschaftsbanker/innen sein. Als "Katastrophe" bezeichnet Nadja Kürten, Betriebs- rätin an der Volksbank Wiesloch (Baden-Württemberg), das Papier. "Der Vertrag soll auch ein Signal für die Tarifverhandlungen im privaten und öffentlichen Bankgewerbe sein", meint Kerstin Novy, Betriebsratsvorsitzende an der Volksbank Lauterbach-Schlitz und Mitglied der Tarifkommission. "Diese Verfahrensweise - mit uns nicht mehr reden, aber diesen Vertrag schon in der Tasche bereithalten - hätte ich mir nicht vorstellen können. Das ist kein Geschäftsgebaren, wie man unter Bankern sagt. Jetzt ist Aufklärung nötig - und Öffentlichkeit. Über diesen Vertrag werden wir im Unternehmen nicht verhandeln."CVZ